415. Ist Gott für uns, so trete

1 Ist Gott für uns so trete
gleich Alles wider mich,
so oft ich ruf' und bete,
weicht alles hinter sich.
Hab' ich das Haupt zum Freunde
und bin geliebt bei Gott,
was kann mir thun der Feinde
und Widersacher Rott?

2 Nun weiß und glaub' ich feste,
ich rühm's auch ohne Scheu,
daß Gott, der höchst' und beste,
mein Freund und Vater sei,
und daß in allen Fällen
Er mir zur Rechten steh,
und dämpfe Sturm und Wellen
und was mir bringet Weh.

3 Der Grund, da ich mich gründe,
ist Christus und sein Blut,
das machet, daß ich finde
das ew'ge wahre Gut.
An mir und meinem Leben
ist nichts auf dieser Erd';
was Christus mir gegeben,
das ist der Liebe werth.

4 Mein Jesus ist mein' Ehre,
mein Glanz und schönes Licht;
wenn der nicht in mir wäre,
so dürft' und könnt ich nicht
für Gottes Augen stehen
und für dem strengen Sitz;
ich müßte stracks vergehen,
wie Wachs in Feuers Hitz'.

5 Mein Jesus hat gelöschet,
was mit sich führt den Tod,
der ist's der mich rein wäschet,
macht schneeweiß, was ist roth,
in Ihm kann ich mich freuen,
hab' einen Helden-Muth,
darf kein Gerichte scheuen,
wie sonst ein Sünder thut.

6 Nichts, nichts kann mich verdammen,
nichts nimmet mir meinen Herz,
die Höll' und ihre Flammen
die sind mir nur ein Scherz,
kein Urtheil mich erschrecket,
kein Unheil mich betrübt,
weil mich mit Flügeln decket
mein Heiland, der mich liebt.

7 Sein Geist wohnt mir im Herzen,
regieret meinen Sinn,
vertreibet Sorg' und Schmerzen,
nimmt allen Kummer hin,
giebt Segen und Gedeihen
dem, was Er in mir schafft,
hilft mir das Abba schreien
aus aller meiner Kraft.

8 Und wenn an meinem Orte
sich Furcht und Schwachheit find't,
so seufzt und spricht Er Worte,
die unaussprechlich sind
mir zwar und meinem Munde,
Gott aber wohl bewußt,
der an des Herzens Grunde
ersiehet seine Lust.

9 Sein Geist spricht meinem Geiste
manch süßes Trost-Wort zu,
wie Gott dem Hülfe leiste,
der bei Ihm suchet Ruh:
und wie Er hab' erbauet
ein' edle neue Stadt,
da Aug und Herze schauet,
was es geglaubet hat.

10 Da ist mein Theil und Erbe
mir prächtig zugericht,
wenn ich gleich fall' und sterbe,
fällt doch mein Himmel nicht;
muß ich auch gleich hier feuchten
mit Thränen meine Zeit,
mein Jesus und sein Leuchten
durchsüßet alles Leid.

11 Wer sich mit dem verbindet,
den Satan fleucht und haßt,
der wird verfolgt und findet
ein' hohe, schwere Last
zu leiden und zu tragen,
geräth in Hohn und Spott,
das Creuz und alle Plagen
die sind sein täglich Brod.

12 Das ist mir nicht verborgen,
doch bin ich unverzagt,
Gott will ich lassen sorgen,
dem ich mich zugesagt,
es koste Leib und Leben,
und alles, was ich hab',
an Ihn will ich fest kleben
und nimmer lassen ab.

13 Die Welt die mag zerbrechen,
Gott stehst mir ewiglich,
kein Brennen, Hauen, Stechen
soll trennen Ihn und mich,
kein Hunger und kein Dürsten,
kein' Armuth, keine Pein,
kein Zorn des großen Fürsten
soll mir ein' Hindrung sein.

14 Kein Engel, keine Freuden,
kein Thron, kein' Herrlichkeit,
kein Lieben und kein Leiden,
kein' Angst und Herzeleid,
was man nur kann erdenken,
es sei klein oder groß,
der keines soll mich lenken
aus seinem Arm und Schooß.

15 Mein Herze geht in Springen,
und kann nicht traurig sein,
ist voller Freud und Singen,
sieht lauter Sonnenschein.
Die Sonne, die mir lachet,
ist mein Herr Jesus Christ;
das, was mich singend machet,
ist, was im Himmel ist.

Text Information
First Line: Ist Gott für uns, so trete
Author: Paul Gerhard (1676)
Language: German
Publication Date: 1848
Scripture:
Topic: Gesänge vom Leben der Gläubigen; Songs from the Life of the Faithful
Notes: Mel. Valet will ich Dir geben.
Tune Information
(No tune information)



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