420. Mein Gott! das herz ich bringe dir

1 Mein Gott! das herz ich bringe dir
Zur gabe und geschenk,
Du forderst dieses ja von mir,
Des bin ich eingedenk.

2 Gib mir, mien sohn! deih herz, sprichst du,
Das ist mir lieb und werth:
Du findest anders doch nicht ruh
Im himmel und auf erd.

3 Nun du, mein Vater! nim es an
Mein herz, veracht es nicht:
Ich gebs, so gut ichs geben kan,
Kehr zu mir dein gesicht.

4 Zwar ist es voller sündenwust,
Und voller eitelkeit,
Des guten aber unbewust,
Der wahren frömmigkeit.

5 Doch aber steht es nun in reu,
Erkennt den übelstand,
Und trget jetzund vor dem scheu,
Davons zuvor lust fand.

6 Hier fällt und lieget es zu fuß,
Und schreyt: nur schlage zu:
Zerknirsch, o Vater! daß ich buß
Rechtschaffen vor dir thu.

7 Zermalm mir meine härtigkeit,
Mach mürbe meinen sinn,
Daß ich in seufzer, reu dun leid
Und thränen ganz zerrinn.

8 Sodann nim mich, Herr Jesu Christ!
Tauch mich tief in dein blut:
Ich glaub, daΩß du gecreutzigt bist
Der welt und mir zu gut.

9 Stärk die sonst schwache glaubens-hand,
Zu fassen auf dein blut,
Als der vergedung unterpfand,
Das alles machet gut.

10 Schenk mir, nach deiner Jesus-huld,
Gerechtigkiet und heil,
Und nim auf dich die sündenschuld
Und meiner strafe theil.

11 In dich wollst du mich kleiden ein,
Dein unschuld ziehen an,
Daß ich, von allen sünden rein,
Vor Gott bestehen kan.

12 Gott heil'ger Geist! nim du auch mich
In die gemeinschaft ein;
Ergieß, um Jesu willen, dich
Tief in mein herz hinein.

13 Dein göttlich licht gieß in mich aus,
Und brunst der reinen lieb:
Lösch finsterniß, baß, falschheit aus,
Schenk mir stets deinen trieb.

14 Hilf, daß ich sey von herzen treu
Im glauben meinem Gott,
Daß mich im guten nicht mach scheu
Der welt list, macht und spott.

15 Hilf, daß ich sey von herzen vest
Im hoffen und geduld,
Daß wenn du nur mich nicht verläßt,
Mich tröste deine huld.

16 Hilf, daß ich sey von herzen rein
Im lieben, udn erweis';
Daß mein thun nicht sey augenschein,
Durchs werk zu deinem preis.

17 Hilf, daΩs ich sey von herzen ächt,
Aufrichtig, ohn betrug,
Daß meine wort und werke recht,
Und niemand schelt ohn fug.

18 Hilf, daß ich sey von herzen klein,
Demuth und sanftmuth halt,
Daß ich, von aller welt-lieb rein,
Vom fall aufstehe bald.

19 Hilf, daß ich sey von herzen fromm,
Ohn alle heucheley,
Damit mein ganzes christenthum
Dir wohlgefällig sey.

20 Nim gar, o Gott! zum tempel ein
Mein herz hir in der zeit;
Ja laß es auch dein wohnhous seyn
In jener ewigkeit.

21 Dir geb ichs ganz zu eigen bin,
Brauchs, wozu dirs gefällt,
Ich weiß, daß ich der deine bin,
Der deine, nciht der welt.

22 Drum soll sie nun und nimmermehr
Dis richten aus bey mir,
Sie lock und droh auch noch so sehr,
Daß ich soll dienen ihr.

23 In ewigkeit geschieht das nicht,
Du falsche teufels-braut:
Gar wenig wich, Gott lob! ansicht
Dein glänzend schlangenhaut.

24 Weg welt, weg sünd! dir geb ich nicht
Mein herz: Nur, Jesu, die
Ist dis geschenke zugericht't,
Behalt es für und für.

Text Information
First Line: Mein Gott! das herz ich bringe dir
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der gänzlichen Uebergabe des Herzens an Gott; Complete Surrender of the Heart to God
Notes: Mel. Nun sich der tag geendet.
Tune Information
(No tune information)



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