520. Ach! abermal bin ich gefallen

1 Ach! abermal bin ich gefallen
Mit überlegung und mit wahl!
Tief, o wie tief bin ich gefallen,
Vielleicht noch nicht zum letztenmal!
Elender sünder, der ich bin,
In welchen abgrund iel ich hin.

2 O die verhaßte lieblings-sünde,
O die gewohnheit böser lust;
Der hang, den ich zu ihr empfinde,
Wie wüten sie in meiner brust!
Wie unumschränkt, wie fürchterlich
Ist ihre herrschaft über mich!

3 Längst warnte schon mich mein gewissen:
Mensch, du empörst dich wider Gott!
Von böser lust dahin gerissen,
Verrogner, eilst du in den tod!
Dir raube die sünd in kurzer zeit
Dein glück in zeit und ewigkeit.

4 Wie oft hab ich mir vorgenommen:
Nun will ich meine sünde fliehn:
Nein und unsträflich und vollkommen
Zu wandeln, will ich mich bemüht!
Wie oft, o Gott! hat meine gebet
Um kraft dazu dich angesteht!

5 Bald reitzt' aufs neue mich die sünde:
Wie schwach war gleich mein widerstand;
Ach! sie gefiel mir! und geschwinde
Ergriff sie mich und überwandt:
Die lust verschwand mir im genuß:
Nun folgten eckel und verdruß.

6 Auch dismal bin ich uuberwunden!
Ach! niemals sonst fiel ich so tief,
Mein versatz war noch nicht verschwunden:
Mein herz schlug, mein gewissen rief:
Gott! richter1 ich gedacht' an dich,
Und dennoch, dennoch sündigt' ich.

7 Ich sagte mir: Gott wird es rächen:
Und dennoch, dennoch sündigt' ich.
Ist ein vergehn, wie mein verbrechen?
O wie erschreck ich über mich!
Vom drohen deines weltgerichts
Erhebt' ich; doch es wirkte nichts.

8 O tief verborgne sünden-liebe,
Wie werd ich endlich frey von dir!
Wie überwind ich deine triebe,
Und dämpfe dich und sie in mit?
Gott, mein erbarmer, hör mein stehn,
Und lehre mich, ihr widerstehn!

9 Liebt ich dich nur so wie ich sollte,
So flöh die lust zur sünde mich;
Wenn sie mich auch versuchen wollte,
Gelung es ihr nicht wider dich:
Durch deiner wahren liebe kraft
Würd ihre macht hinweggeschaft.

10 O! pflanze du in meiner seele
Rechtschaffne lieb und lust zu dir.
Gott! was ich denke, was ich wählte,
Das zeuge durch die that von ihr?
Dich lieben als mein eigenthum,
Das sey mein werk, mein heil, mein ruhm.

11 Dann werd ich endlich überwinden,
Und herrscher meiner lüste seyn.
Dann wirst du alle meine sünden,
Wie viel, wie groß sie find, verzeihn.
Mein leben hir, mein lobgesant
Im himmel, Vater! sey dein dank!

Text Information
First Line: Ach! abermal bin ich gefallen
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der Klagen der Christlichen Kirche; Laments of the Christian Church
Notes: Mel. Wer nur den lieben G.
Tune Information
(No tune information)



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