579. Lasset ab, ihr meine lieben

1 Lasset ab, ihr meine lieben,
Lasset ab von traurigkeit,
Was wolt ihr euch noch betrüben?
Weil ihr des versichert seyd,
Daß ich alle quaal und noth
Ueberwunden und bey Gott
Mit den auserwählten schwebe
Voller freud, und ewig lebe.

2 Derer tod soll man beklagen,
Die dort in der höllen-pein
Müssen leiden alle plagen,
So nur zu erdenken seyn;
Die Gott aber nimmt zu sich
In den himmel, gleich wie mich,
Und mit lauter wollust tränket?
Wer ist, der sich darob kränket?

3 In des Herren Jesu wunden
Hab ich mich geschlossen ein,
Alles hab ich da gefunden,
Wodurch ich kann selig seyn.
Er ist die gerechtigkeit,
Die vor Gott gilt allezeit;
Wer dieselb ergreift im glauben,
Dem kann nichts den himmel rauben.

4 Niemand sag: ich sey umkommen,
Ob ich gleich gestorben bin;
Mein Gott hat mich weggenommen,
Sterben ist jetzt mein gewinn.
Vor dem unglück hat er mich
Hingeraft so väterlich.
Jetzt kan mich kein elend pressen,
Alle angst ist nun vergessen.

5 Mein leib schläft in seiner kammer
Ohne sorgen sanft und wohl,
Und entgeht den grossen jammer,
Dessen jetzt die welt ist voll.
Meine seele schauet an,
Den, der nichts als lieben kan,
Der auf seinen schooß mich setzet,
Und mit höchster freud ergetzet.

6 In der welt ist nichts zu finden,
Nichts als jammer, angst und streit,
Und was mehr die grossen sünden
Bringen für beschwerlichkeit.
Sonderlich kommt noch ein schwerdt,
Das der christen herz durchfährt.
O viel besser selig sterben,
Denn durch diesen zwang verderben.

7 Solcher noth bin ich entgangen,
Nichts ist, das mich ängsten wird;
Fried und freud hat mich umfangen,
Gott ist mein getreuer hirt;
Ich bin sicher ewiglich
In des Herren hand, der mich
Ihm zum eigenthum erworben,
Da er ist am creutz gestorben.

8 Euch wird, meine liebsten freunde.
Die ihr weinet in der welt,
Schützen wider alle feinde,
Gottes Sohn der starke Held.
Seyd und bleibt ihm nur getreu;
Seine gnad ist täglich neu,
Wer betrübte will betrüben,
Der muß wie die spreu zerstieben.

9 Nun ich will euch dem befehlen,
Der sich euren Vater nennt,
Der die thränen pflegt zu zählen,
Dessen herz vor liebe brennt;
Der wird euch in euremleid
Trösten, und zu seiner zeit
An den ort, da ich bin, führen,
Und mit höchster klarheit zieren.

10 Da wird uns der tod nicht scheiden,
Der uns jetzt geschieden hat,
Gott selbst wird uns alsdann weiden,
Und erfreun in seiner stadt.
Ewig, ewig werden wir
In dem paradies allhier,
Mit einander jubiliren
Und ein himmlisch leben führen.

Text Information
First Line: Lasset ab, ihr meine lieben
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom Tode und der Auserstehung; Death and Resurrection
Notes: Mel. Zion klagt mit angst und.
Tune Information
(No tune information)



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