682. Wie tröstlich hat dein treuer mund

1 Wie tröstlich hat dein treuer mund,
O liebster Gott, verheissen,
Das wenn uns krankheit will zu grund
Und in die grube reissen,
Und wir mit rechter zuversicht
Vor dich zu treten säumen nicht,
Du wollst uns nicht verlassen.

2 Ach! Herr, wir haben diese plag
Uns selber zugezogen;
Die vest ist, leider! diese tag
Uns schleunig zugeflogen.
Es hat dir seuch uns angesteckt,
Das grab hat manchen schon bedeckt,
Eh man es recht erwogen.

3 Der tod will uns, den schaafen gleich,
Durch hitz und krankheit schlachten:
Sehr viele macht er kalt und bleich,
Die nicht daran gedachten.
Pest ist noch schneller als das schwerdt,
Das ohne scheu und reu verzehrt:
Noch will man es nicht achten.

4 Nun laß mich nicht verstocket seyn,
Ich will mich schuldig nenne,
Gesündigt hab ich dir allein,
Bin würdig drum zu brennen,
Wie mancher schon durch deine ruth,
In dieser vest und krankheit thut.
Die schuld muß ich bekennen.

5 Ich habe nicht dein göttlichs wort
Mit andacht angehöret;
Oft hat mir ein verkehrter ort
Den guten sinn verstöret,
Der teufel, wollust, fleisch und welt,
Von welchen uns wird nachgestellt,
Die haben mich bethöret.

6 Ach Gott! wir haben geld und gut
Vor allem nur begeheret:
Wir haben unserm frechen muth
Und sünden nicht gewähret.
Dis ist nun worden pest und gift,
Das unsre schwache leiber trift,
Ja mark und dein verzehret.

7 Wir haben diesen madensack
Sehr herrlich ausgeschmücket,
Der kurz hernach gar sehr erschrack,
Als ihn der schmerz gedrücket.
Wo dienet nun die hoffart zu?
Der kranke leib liegt ohne ruh,
Auch bis ins grab gebücket?

8 Wir haben unser ganzes land
Und bäuser oft beflecket
Mit unzucht, greuel, sund und schand:
Es hat uns nicht erschrecket
Des Höchsten wort und donnerstimm.
Ist es denn wunder daß dein grimm
Uns hat so angestecket?

9 Nun, treuer Gott, wir können nicht
Vom unrecht uns befreyen:
Wir kommen vor dein angesicht,
Um trost dich anzuschreyen.
Es dringet uns der grosse schmerz,
Wir bringen ein zerschlagnes herz,
Das bittet um verzeihen.

10 Auf unsern knien liegen wir,
Und unsre augen weinen.
Es schreyen tag und nacht zu dir
Die grossen samt den kleinen.
Vergib uns dach die missethat,
Die dich so hört erzürnet hat;
Laß deine gnad uns scheinen.

11 Nim von uns diese scharfe ruth,
Hör auf uns so zu schlagen.
Herr, straf uns, als ein vater thut,
Damit wir nicht verzagen.
Im glauben hab ich dich gesaßt,
Hilf mir und andern diese last
Jetzt gnädig auch ertragen.

12 Du bist noch helfer in der noth,
Bey dir ist raht zu finden:
Du kanst die krankheit, ja den tod,
Ganz siegreich überwinden:
Du schlägst zu zeiten eine heul,
Und kanst jedoch dieselb in eil,
Als unser arzt verbinden.

13 Nun Herr, bezeichne thor und thür
Mit Christi blut und sterben,
Daß, wenn der würger geht herfür,
Wir nicht durch ihn verderben.
Sey gnädig, Herr, und laß uns bald
Gesunde leiber und gestalt
Durch deine güt erlangen.

Text Information
First Line: Wie tröstlich hat dein treuer mund
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: In gemeiner Noth; In Distress
Notes: Mel. Herr Jesu Christ, du.
Tune Information
(No tune information)



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