710. Herr der zeit und ewigkeit

1 Herr der zeit und ewigs keit,
Gieb doch, daß ich bis ans ende,
So wie mir dein wort gebeut,
Klüglich meine zeit anwende,
Die mir nach dein weiser rath
Auf der welt beschieden hat.

2 Wie ein traum, so schnell entfliehn
Jahre, zeiten, tag und stunden:
Das, womit wir uns bemühr,
Ist mit ihnen nicht verschwunden;
Der vergeltung ewigkeit
Folgt auf diese arbeitszeit.

3 Gott, wie thörigt hab ich schon
Hier so manche meiner zeiten,
Die bereits mir sind entflohn,
Unter schnöden eiteleiten
Und auf solche art verbracht,
Das es mir jetzt kummer macht.

4 Doch erbarmend schenkst du mir
Jetzt noch zeit und raum zur busse:
Herr, ich komm und falle dir
Schamvoll und mit flehn so fusse:
Sey mir gnädig! sieh, mich reut
Meine hier verlorne zeit.

5 Wiederbringen kan ich nicht
Was mir einmal ist verschwunden,
Doch bin ich der zuversicht,
Nut ich nur getreu die stunden,
Die du mir noch ferner schenkst,
Daß du gnädig mein gedenkst.

6 Lehre mich die kurze frist,
Die du mir hast zugemessen,
So wie es dein wille ist,
Brauchen, und es nie vergessen;
Hier nur sey die übungsziet
Zu der frohen ewigkeit.

7 Säen muß ich hier mit fleiß
Zu der erndte jenes lebens.
O wie glücklich daß ich weiß,
Dies geschiebet nicht vergebens.
Ewig freut sich seiner saat,
Wer hier treulich gutes that.

8 Gott, laß deinen guten Geist
Mich zu dieser weisheit führen
Und, wie es dein wort verheißt,
Meinen wandel so regieren,
Daß ich gutes hier ausstreu
Und mich dessen ewig freu.

Text Information
First Line: Herr der zeit und ewigkeit
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Zugabe; Miscellaneous; Bitten (1 more...)
Notes: Mel. Jesus meine zuversicht
Tune Information
(No tune information)



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