739. Wo reißt mich die betrachtung hin?

1 Wo reißt mich die betrachtung hin?
In frohe ewigkeiten
Zieht sie den andachtvollen sinn,
Er läßt sich willig leiten,
Er wagts und schwingt sich hoch emport
Zum orte, wo im hühern chor
Das Lamm wird angebetet.

2 Dort strahlt von ferne glanz und pracht
Dem blöden aug entgegen.
Dort, wo ein ewiger frühling lacht,
Wo tausendfacher segen
Das chor vollendter seelen füllt
Und völlig ihr verlangen stillt;
Dort wünsch ich mir zu wohnen.

3 Ist jenes nicht meine vaterland,
Durch Christum theur erworben?
Und bin ich nicht dem eitlen tand
Der erde abgestorben?
Wohl mir! nach tausendfachem weh'
Seh' ich von jener sel'gen hoh
Mit fried' und ruhe lachen.

4 Mein Heiland winkt – wie freundlich blickt
Sein auge auf mich nieder!
Von seiner majestät entzückt,
Stimmt dank- und freudenlieder
Der neu belebte himmelssinn,
Und neigt sich tief zum throne hin,
Wo Jesus selbst regieret.

5 Heut' blick ich noch von ferne auf,
Doch kurze schnelle stunden
Vollenden völlig meinen lauf;
Bald hab' ich überwunden,
Die krone ist mir schon bereit't,
Heil mir! die frohe ewigkeit –
Wie glänzt sie mir entgegen!

6 Bald sink' ich, süsses Gottes Lamm!
Zu deinen füssen nieder,
Und preise dich als bräutigam.
Der himmel schallet wieder
Von harmonie des jubeltons,
Die an den flusen deines throns
Auf harfen laut ertönet.

7 Du nennst mich liebe schwester, braut!
Und reichest mir die krone.
Auf ewig werd' ich dir vertraut,
Du wirst mir selbst zum lohne.
Ich sehe deine herrlichkeit –
Wo seyd ihr thränen, angst und leid?
Wohl mir! ihr seyd verschwunden.

Text Information
First Line: Wo reißt mich die betrachtung hin?
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Zugabe; Miscellaneous; Frohe Aussicht in die Ewigkeit (1 more...)
Notes: Mel. Mein Herzens Jesu.
Tune Information
(No tune information)



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