349. O! daß ich tausend zungen hätte

1. O! daß ich tausend zungen hätte,
Und einen tausendsachen mund,
So stimmt' ich damit um die wette,
Vom allertiefsten herzensgrund,
Ein loblied nach dem andern an,
Von dem, was Gott an mir gethan.

2. O! daß doch meine stimme schallte
Bis dahin, wo die sonne steht!
O! daß mein blut mit jauchzen wallte,
So lang es noch im laufe geht
Ach! wär' ein jeder puls ein dank,
Und jeder athem ein gefang.

3. Was schweigt ihr denn, ihr meine kräfte?
Auf! auf! braucht allen euren fleiß,
Und stehet munter im geschäfte,
Zu Gottes, meines Herren, preis!
Mein leib uns seele, schicke dich,
Und lobe Gott herzinniglich.

4. Ihr grünen blätter in den wäldern!
Bewegt und regt euch doch mit mir!
Ihr schlanken gräschen in den feldern,
Ihr blumen, laßt doch eure zier
In Gottes ruhm belebet sein,
Und stimmet lieblich mit mir ein.

5. Ach! alles, alles, was ein leben
Und einen athem in sich hat,
Soll sich mir zu gehülfen geben;
Denn mein vermögen ist zu matt,
Die großen wunder zu erhöhn,
Die allenthalben um mich stehn.

6. Dir sei, o allerliebster Vater!
Unendlich' lob für seel' und leib.
Lob sei dir, mildester berather!
Für allen edlen zeitvertreib,
Den du mir in der ganzen welt
Zu meinem nutzen hast bestellt.

7. Mein treuster Jesu! sei gepriesen,
Daß dein erbarmungsvolles herz
Sich mir so hülfreich hat erwiesen,
Und mich durch blut und todesschmerz
Von aller teufel grausamkeit
Zu deinem eigenthum befreit.

8. Auch dir sei ewig ruhm und ehre,
O heilig werther Gottesgeist!
Für deines trostes süße lehre,
Die mich ein kind des lebens heißt,
Ach! wo was gut's von mir geschicht,
Das wirket nur dein göttlich's licht.

9. Wer überströmet mich mit segen?
Bist du es nicht, o reicher Gott!
Wer schützet mich auf meinen wegen?
Du, du, o starker Zebaoth!
Du trägst mit meiner sündenschuld
Unsäglich gnädige geduld.

10. Vor andern küß' ich deine ruthe,
Die du mir aufgebunden hast;
Wie viel thut sie mir doch zu gute,
Und ist mir eine sanfte last;
Sie macht mich fromm und zeigt dabei,
Daß ich von deinen liebsten sei.

11. Ich hab' es ja mein lebetage
Schon so manch' liebes mal gespürt,
Daß du mich unter vieler plage
Durch dick und dünne hast gefürt;
Denn in der größesten gefahr
Ward ich dein trostlich stets gewahr.

12. Wie sollt' ich nun nicht voller freuden
In deinem steten lobe stehn?
Wie sollt' ich auch im tiefsten leiden
Nicht triumphirend einhergehn?
Und fiele auch der himmel ein,
So will ich doch nicht traurig sein.

13. Drum reiß' ich mich jetzt aus der höhle
Der schnöden eitelkeiten los,
Und rufe mit erhöhter seele:
Mein Gott! du bist sehr hoch und groß;
Kraft, ruhm, preis, dank und herrlichkeit
Gehört dir jetzt und allezeit.

14. Ich will von deiner liebe singen,
So lange sich die zunge regt,
Ich will dir freudenopfer bringen,
So lange sich mein herz bewegt:
Ja, wenn der mund wird kraftlos sein,
So stimm' ich doch mit seufzen ein.

15. Ach! nimm das arme lob auf erden,
Mein Gott! in allen gnaden hin:
Im himmel soll es besser werden,
Wenn ich ein schöner engel bin!
Da sing' ich dir im höchern chor
Viel tausend Halleluja vor.

Text Information
First Line: O! daß ich tausend zungen hätte
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Lob-und Dank-Lieder
Tune Information
(No tune information)



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