36. Sollt' ich meinem Gott nicht singen?

1 Sollt' ich meinem Gott nicht singen?
Sollt' ich ihm nicht dankbar sein?
Ihm nichtpreis und ehre bringen?
Mich nicht seiner liebe freu'n?
Väterlich will er die lieben,
Die beglücken und erhöh'n,
Die auf seinen wegen gehn,
Und sich, ihm zu folgen, üben.
Allen währet seine zeit;
Gottes lieb in Ewigkeit.

2 Wie ein adler sein gefieder
Ueber seine jungen streckt;
So hat mich und meine Brüder
Gottes treuer schuß bedeckt.
Er, der über mich schon wachte,
Alls ich kaum zu sein begann,
Sah mit vaterhuld mich an,
Eh ich noch mein lob ihm brachte.
Alles währet seine zeit;
Gottes lieb in Ewigkeit.

3 Für mich armen, mich verloren,
Mich, der ich ein Sünder bin,
Gab er seinen Eingebonen,
Jesum in den Tod dahin.
Wert kann was er that, ergründen?
Unter allen menschen wer?
Keiner! aber weit umher
Kann es, wer nur will, empfinden.
Grösser ist, als unsre schuld,
Unermesslich seine Huld.

4 Mir zum lehrer, mir zum führer
Sandt er seines Sohnes Geist
Zum beschüßer, zum regierer,
Der mir gibt, was er verheißt.
Er beruhigt meine Seele;
geigt mir muht und Zuversicht,
Licht und stärke, daß ich nicht
Seines Rufes ziel verfehle.
In den leiden dieser zeit
Giebt er trost und Freudigkeit.

5 Ewig soll ich selig werden.
Welche zukünst wartet mein?
Doch ich soll auch shon auf erden
Täglich seiner Huld mich freuen.
Was bedarf ich, welche habe
Fehlt mir zur Zufriedenheit,
Wenn ich, was er mir gebeut,
Wenn ich ihn vor augen habe?
Meine Schwachheit schreckt mich nicht;
Er ist meine Zuversicht.

6 Himmel, Luft und erde dienen
Mir zum segen; und durch ihn
Müssen mir die berge grünen,
Müssen mir die thäler blüh'n.
Thier' und Kräuter und getraide
In den gründen, in der höh
In den büschen, in der see
Nähren mich mit kraft und Freude;
Denn er liebt mich väterlich,
Ueberschwenglich liebt er mich.

7 Wie so manche schwere plage
Hat mein Gott nicht abgewandt!
Wie so viele heitre tage
Hat er auch zu mir gesandt!
War mir auch sein rath verborgen:
Dennoch war er heil für mich;
Gott entruß mich väterlich
Jeder andst und allen sorgen;
Denn er bleibt unwandelbar,
Was er ist und was er war.

8 Wie ein Vater seinem linde
Nie sein liebreich herz entzieht,
Wee ess gleich, verführt zur Sünde,
Aus dem rechten Wege flieht;
Also schont Gott seiner kinder,
Straft un züchtigt sie; doch nie
Straft er und vewirft er sie,
Wie verstockte freche sünder;
Denn durch seine Züchtigung
Schaft er ihre Besserung.

9 Er bewähret sie durch leiden:
Und auch das ist Huld; er führt
Endlich sie zu seinen Freuden,
Und der streiter triumphirt.
Die so hier mit thronen fäen,
Ernsten einst, und hocherfreut.
Welche wohn' und Seligkeit,
Wenn sie vor dem throne stehen,
Und frohlocken, daß sein rath
Diesen weg geleitet hat!

10 Weil d dann so reich an liebe,
Gott, so sehr mein Vater bist:
Nun, so hilf, daß ich mich übe,
Dein zu sein, ein wahrer christ!
Leib und Seele mag verschmachten,
Wenn du mein bist! laß dann mich
Jedes scheinglück gern für dich
Und für deine Huld verachten,
Denn es währt nur kurze zeit;
Deine lieb'in Ewigkeit.

Text Information
First Line: Sollt' ich meinem Gott nicht singen?
Author: P. Gerhard
Language: German
Publication Date: 1817
Topic: Von der Borsehung: Besonders über die Menschen
Notes: Mel. Jesu, du mein liebstes u.
Tune Information
(No tune information)



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