77. O mein Jesu, dessen wunden

1 O mein Jesu, dessen wunden
Heil und leben uns gebracht!
Ach, wie hart wirst du gebunden,
Und Verbrechern gleich gemacht!
Deiner bittern feine Tücke
Kennst du, und weichst nicht zurück;
Giebst mit edlem heldensinn
Dich in ihre bände hin.

2 Mehr als zwölf der Legionen,
Die, um deines Vaters thron,
In dem licht des Himmels wohnen,
Steh'n bereit, o Menschensohn,
Wenn du wink'st, dich zu befreien,
Und die feinde zu zerstreuen;
Dennoch rufst du zum Gericht
Gegen sie die Engel nicht.

3 Du bist selber reich an stärke,
Die auch hier sich nicht verlor;
Aber im erlösungswerke
Geht Geduld der Allmacht vor.
Wolltest du ein wort nur sprechen;
Deine banden würden brachen,
Und der feinde grosse zahl
Stürzte deiner Gottheit strahl.

4 Doch sie liegen schon, zur erden
Hingestürzt durchs wort: Ich bins;
Daß sie selber zeugen werden
Deines edlen heldensinns
Niemand nimmt von dir dein leben:
Du willst selbst es für uns geben,
Und, vom fluch uns zu befrey'n
Weder Schmach noch bände scheu'n.

5 Treur Heiland, unsertwillen
Schreckst du deine Hände dar;
Gottes rathschluß zu erfüllen
Schonest du der frechen schaar;
Wehr'st dem schwerdte deines Freundes,
Heilst die wunden deines feindes;
Nimmst die hande willig an,
Du, der böses nie gethan!

6 Soll ich einst den Ruhm erlangen,
Daß ich, deines Geistes voll,
In bekenner fesseln prangen,
Deinetwegen dulden soll:
Dann stärk' auch in meinem leiden
Mich dein geist, der geist der Freuden,
Daß ich meinem glauben treu,
Treu dir bis zm Tode sey.

Text Information
First Line: O mein Jesu, dessen wunden
Language: German
Publication Date: 1817
Topic: Vom Leiden und Tod Jesu (Passions Lieder): Jesu Gefangennehmung und Flucht der Jünger
Notes: Mel. Alle Menschen müssen u.
Tune Information
(No tune information)



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