123. Wir singen dir, Immanuel

1 Wir singen dir Immanuel,
du Lebensfürst und Gnadenquell,
du Himmelsblum und Morgenstern,
du Jungfraun Sohn, Herr aller Herrn.
Hallelujah.

2 Wir singen dir in deinem Heer
aus aller Kraft, Lob, Preis und Ehr,
daß du, o langst gewünschter Gast,
dich nunmehr eingestellet hast.
Hallelujah.

3 Von Anfang, da die Welt gemacht,
hat so manch Herz nach dir gewacht
dich hat gehofft so lange Jahr
der Väter und Propheten Schaar.
Hallelujah.

4 Vor Andern hat dein hoch begehrt
der Hirt und König deiner Heerd,
der Mann, der dir so wohl gefiel,
wenn er dir sang auf Saitenspiel.
Hallelujah.

5 Ach, daß der Herr aus Zion käm,
und unsre Bande von uns nähm!
Ach, daß die Hülfe bräch herein,
so würde Jakob fröhlich sein.
Hallelujah.

6 Nun, du bist hier, da liegest du,
hältst in der Kripplein deine Ruh;
bist klein und machst doch Alles groß,
beklied'st die Welt und kommst doch bloß.
Hallelujah.

7 Du kehrst in fremder Hausung ein,
und sind doch alle Himmel dein;
trinkst Milch aus einer Menschenbrust,
und bist doch aller Engel Lust.
Hallelujah.

8 Du hast dem Meer sein Ziel gesteckt,
und wirst mit Windeln zugedeckt:
bist Gott und liegst auf Heu und Stroh,
wirst Mensch und bist doch A und O.
Hallelujah.

9 Du bist der Ursprung aller Freud,
und duldest so viel Herzeleid;
bist aller Heiden Trost und Licht,
suchst selber Trost, und findst ihn nicht.
Hallelujah.

10 Du bist der süßte Menschenfreund;
doch sind dir so viel Menschen feind:
Herodis Herz hält dich für Gräu'l,
und bist doch nichts als lauter Heil.
Hallelujah.

11 Ich aber, dein geringster Knecht,
ich sag es frey und meyn es recht:
ich liebe dich, doch nicht so viel,
als ich dich gerne lieben will.
Hallelujah.

12 Der Will ist da, die Kraft ist klein;
doch wird dir nicht zuwider sein
mein armes Herz, und was es kann,
wirst du in Gnaden nehmen an.
Hallelujah.

13 Hast du doch selbst dich schwach gemacht,
erwähltest, was die Welt veracht't;
warst arm und dürftig, nahmst vorlieb
da, wo der Mangel dich hintrieb.
Hallelujah.

14 Du schliefst ja auf der Erden schooß,
so war dein Kripplein auch nicht groß,
der Stall, das Heu, das dich umsing,
war alles schlecht und sehr gering.
Hallelujah.

15 Darum hab ich so guten Muth,
du wirst auch halten mich für gut;
O Jesulein, dein frommer Sinn
macht, daß ich so voll Trostes bin.
Hallelujah.

16 Bin ich gleich Sünd und Laster voll,
hab ich gelebt nicht wie ich soll,
ei kommst du doch deswegen her,
Daß sich der Sünder zu dir kehr.
Hallelujah.

17 Hätt ich nicht auf mir Sündenschuld,
hätt ich kein Theil an deiner Huld;
vergeblich wärst du mir gebor'n,
wann ich nicht wär in Gottes Zorn.
Hallelujah.

18 So faß ich dich nun ohne Scheu,
du machst mich alles Jammers frei,
du trägst den Zorn, du würgst den Tod,
verkehrst in Freud all Angst und Roth.
Hallelujah.

19 Du bist mein Haupt, hinwiderum
bin ich dein Glied und Eigenthum,
und will, so viel dein Geist mir giebt,
stets dienen dir, wie dir's beliebt.
Hallelujah.

20 Ich will dein Hallelujah hier
mit Freuden singen für und für,
und dort in deinem Ehren-saal
soll's schallen ohne Zeit und Zahl.
Hallelujah.

Text Information
First Line: Wir singen dir, Immanuel
Author: Paul Gerhardt, 1606-1676
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Weihnacht; Christmas
Notes: Mel. Erschienen ist der herrlich Tag.
Tune Information
(No tune information)



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