230. Wach auf, du Geist der ersten Zeugen

1 Wach auf, du Geist der ersten Zeugen,
die auf der Maur als treue Wächter stehn,
die Tag und Nächte nimmer schweigen
und die getrost dem Feind entgegen gehn;
ja deren Schall die ganze Welt durchdringt
und aller Völker Schaaren zu dir bringt.

2 O daß doch bald ein Feuer brennte!
O möcht es doch in alle Lande gehn!
Ach, Herr, gieb doch in deine Ernte
viel Knechte die in treuer Arbeit stehn.
O Herr der Ernte! siehe doch darein:
die Ernt ist groß, da wenig Knechte sei'n.

3 Dein Sohn hat ja mit klaren Worten
uns diese Bitte in den Mund gelegt.
O siehe, wie an allen Orten
sich deiner Kinder Herz und Sinn bewegt,
dich herzinbrünstig hierum anzuflehn:
drum hör, o Herr! und sprich: Es soll geschehn!

4 Wie kannst du uns denn das versagen,
was uns dein Sohn selbst deutlich bitten heißt?
Wir? denkst du dieses abzuschlagen,
wazu du selbst uns treibst durch deinen Geist?
denn, daß wur hierum brünstig zu dir flehn,
da ist allein durch deinen Geist geschehn.

5 So gieb dein Wort mit großen Schaaren,
die in der Kraft Evangelisten sei'n;
laß eilend Hülf uns widerfahren
und brich in Satans Reich und Macht hinein.
O, breite, Herr, auf weitem Erdenkreis
dein Reich bald aus, zu deines Namens Preis!

6 Ach, daß die Hülf aus Zion käme!
O, daß dein Geist so, wie dein Wort verspricht,
dein Volk aus dem Gefängniß nähme!
O, würd es doch nur bald vor Abend Licht!
Ach! triß, o Herr, den Himmel bald entzwei
und komm herab zu Hülf und mach uns frei!

7 Ach, laß dein Wort recht schnelle laufen;
es sei kein Ort ohn dessen Glanz und Schein.
Ach, führe bald dadurch mit Haufen
der Heiden Füll in alle Thore ein!
Ja, wecke auch aus Israel viel auf:
und also segne deines Wortes Lauf!

8 O bessre Zions wüste Stege;
und was dein Wort im Laufe hindern kann,
das räum, ach räum aus jedem Wege.
Vertilg o Herr, den falschen Glaubenswahn,
und mach uns bald von jedem Miethling frei,
das Kirch und Schul ein Garten Gottes, sei.

9 Laß jede hoh und niedre Schule
die Werkstatt deines guten Geistes sein;
ja, sitze du nur auf dem Stuhle
und präge dich der Jugend selber ein,
daß treue Lehrer viel und Beter sein,
die für die ganze Kirche stehn und schrein.

10 Du hast uns Hirten ja versprochen,
die du nach deinem herzen geben willt.
Nun wird dein Wort niemals gebrochen,
ein jedes Wort wird Punkt für Punkt erfüllt;
drum halt ich dieses klare Wort dir vor:
ach, denke dran und neig uns Herz und Ohr!

11 Ach, wird dein Herze nicht beweget,
da du, o Gott! die Liebe selber bist
und, was von Lieb in uns sich reget,
aus deinem Liebesfeur ein Fünklein ist?
Da wir in schwacher Liebe nun so flehn,
was soll nicht von der Liebe Quell geschehn?

12 O Herr, wo willst du dich hinwenden?
Siehst du denn nicht den großen Jammer an?
Ach, willst du uns nicht Hülfe senden?
Ach, siehst du nicht, was Jesus hat gethan?
Ist er denn nicht der Heiland aller Welt?
Wie kommt es, daß der Feind so Platz behält?

13 Herr, zürne nicht, daß ich so bitte,
da ich vor dir nur Staub und Asche bin.
Du, als der Brunnquell aller Güte,
giebst selber mir etwas von deinem Sinn,
daß mich er Menschen Elend jammern kann;
drum bitt ich, Herr, o nimm mein Bitten an!

14 Du wirst wohl wissen recht zu richten,
da du ja aller Welt ihr Richter bist.
Laß nur dein Wort den Streit hier schlichten,
wenn deine Lieb in uns im Zweifel ist;
und treib uns ferner, dich nur anzuflehn:
es wird doch endlich noch viel mehr geschehn.

Text Information
First Line: Wach auf, du Geist der ersten Zeugen
Author: K. Heinr. v. Bogatzky, 1690-1774
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Die Kirche des Herrn; The Church of the Lord
Notes: Mel. Dir, dir, Jehovah will.
Tune Information
(No tune information)



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