90. Ach! stirbt denn so mein allerliebstes Leben?

1 Ach! stirbt denn so mein allerliebstes Leben?
Ja, es ist hin, der Geist ist aufgegeben;
mein Gott ist todt,
o Angst! o Noth!
kann Jemand auch, wie ich, in Kummer schweben?

2 Am Abend stirbt der Aufgang aus der Höhe,
es leget sich das früh gejagte Rehe.
Ach! weint mit mir!
klagt meine Zier!
ach! daß ich nicht mit Ihm zur Erden gehe!

3 Des Vaters Wort, der Schutz und Trutz der Frommen,
der Siegesfürst ist schmählich umgekommen.
Des Himmels Preis,
des Davids Reis,
die Ros' im Thal ist von der Welt genommen.

4 Der ist erstarrt, für dem die Höll' erschricket,
für welchem sich der hohe Himmel bücket;
der Seelen-Freund,
des Todes Feind
wird von dem Tod ins finstre Grab gezücket.

5 Ihr Gräber brecht, ihr harten Felsen splittert,
du Sonn' erblaß, ihr Erden-Klüfte schüttert!
du Luft, du Meer,
du Sternen-Heer,
klagt euren Herrn, ihr Element zittert.

6 Der Hirt ist todt für die geliebte Heerde;
komm, Joseph, komm, und bring Ihn zu der Erde;
gieb her Gewand mit milder Hand,
gieb Salben, daß Er wohl begraben werde.

7 Mein Jesu Christ, auch ich will Dich bedenken,
ich will Dir Herr die Specereien schenken
der wahren Reu,
mein Herz wird neu,
in dieses Grab will ich Dich Heiland senken.

8 Dies Grab soll mir Dein guter Geist versiegeln,
der Glaube soll mir's fest und wohl verriegeln.
Bleib Du in mir,
las mich in Dir
und Deiner Treu andächtiglich bespiegeln.

Text Information
First Line: Ach! stirbt denn so mein allerliebstes Leben?
Author: Dr. Gottfr. Wilh. Sacer (1699)
Language: German
Publication Date: 1848
Topic: Vom Leiden, Sterben und Begräbniß unsers Herrn Jesu Christi; Suffering, Dying and Burial of Christ
Notes: Mel. Ach Gott erhör' mein Seufzen und Wehklagen
Tune Information
(No tune information)



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