161. Nun freut euch lieben Christen g'mein

1 Nun freut euch, lieben Christen g'mein,
Und laßt uns frölich springen,
Daß wir getrost und all in ein
Mit lust und liebe singen,
Was Gott an uns gewendet hat,
Und seine süße wunderthat;
Gar theur hat ers erworben.

2 Dem teufel ich gefangen lag,
Im tod war ich verloren,
Mein sünd mich quälte nacht und tag,
Darin ich war geboren;
Ich fiel auch immer tiefer drein,
Es war kein guts am leben mein,
Die sünd hatt' mich besessen.

3 Mein gute werk die golten nicht,
Es war mit ihn'n verdorben,
Der frey will haßt Gottes gericht,
Er war zum gut'n erstorben.
Die angst mich zu verzweifeln trieb,
Daß nichts denn sterben bey mir blieb,
Zur höllen mußt ich sinken.

4 Da jammerts Gott in ewigkeit,
Mein elend üb'r die massen,
Er dacht an sein barmherzigkeit,
Er wolt mir helfen lassen.
Er wandt zu mir sein vater herz,
Es war bey ihm fürwahr kein scherz,
Er ließ sein besten kosten.

5 Er sprach zu seinem lieben Sohn:
Die zeit ist hie zu erbarmen,
Fahr hin mein's herzens werthe kron,
Und sey das heil der armen,
Und hilf ihn'n aus der sünden noth,
Erwürg für ihn den bittern tod,
Und laß sie mit dir leben.

6 Der Sohn dem Vater g'horsam ward,
Er kam zu mir auf erden,
Von einer jungfrau rein und zart,
Er wolt mein bruder werden.
Gar heimlich führt er sein gewalt,
Er ging in meiner armen g'stalt,
Den teufel wolt er fangen.

7 Er sprach zu mir: halt dich an mich,
Es soll dir jetzt gelingen,
Ich geb' mich seber ganz für dich,
Da will ich für dich ringen;
Denn ich bin dein und du bist mein,
Und wo ich bleib, da solt du seyn,
Uns soll der feind nicht scheiden.

8 Vergießen wird man mir mein blut,
Darzu mein leben rauben,
Das leid ich alles dir zu gut,
Das halt mit vestem glauben.
Den tod verschlingt das leben mein,
Mein unschuld trägt die sünde dein,
Da bist du selig worden.

9 Gen himmel zu dem Vater mein,
Fahr ich aus diesem leben,
Da will ich seyn der meister dein,
Den Geist will ich dir geben,
Der dich in trübsal trösten soll,
Und lehren mich erkennen wohl,
Und in der wahrheit leiten.

10 Was ich gethan hab und gelehrt,
Das solt du thun und lehren,
Damit das reich Gott's werd gemehrt,
Zu lob und seinen ehren,
Und hüt dich für der menschen g'satz,
Davon verdirbt der edle schatz,
Das laß ich dir zuletzte.

Text Information
First Line: Nun freut euch lieben Christen g'mein
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der Liebe Gottes und Christi; The Love of God and Christ
Tune Information
(No tune information)



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