539. O Jesu Christ! dein Kripplein ist

1 O Jesu Christ!
Dein kripplein ist
Mein paradies, da meine seele weidet;
Hier ist der ort,
Hier liegt das Wort,
Mit unserm fleisch persönlich angekleidet.

2 Dem meer und wind
Gehorsam sind,
Giebt sich zum dienst, und wird ein knecht der sünder;
Du Gottes-Sohn,
Wirst erd und thon,
Gering und schwach, wie andre menschenkinder.

3 Du höchstes gut,
Hebst unser blut
In deinen thron hoch über alle höhen;
Du ew'ge kraft,
Machst brüderschaft
Mit uns, die wir wie rauch und dampf vergehen.

4 Was will uns nun
Zuwider thun
Der seelen-feind mit allem gift und gallen?
Was wirft er mir
Und andern für,
Daß Adam ist, und wir mit ihm, gefallen?

5 Schweig, arger feind!
Da sitzt mein freund,
Mein fleisch und blut, hoch in dem himmel droben.
Was du gefällt,
Das hat der held
Aus Jakobs-stamm zu großer ehr erhoben.

6 Sein licht und heil
Wird unser theil;
Der himmels-schatz bringt allen schaden wieder:
Der freuden-quell,
Immanuel,
Schlägt teufel, höll, und all ihr reich darnieder.

7 Drum, frommer christ,
Wer du auch bist,
Sey gutes muths und laß dich nicht betrüben,
Weil Gottes kind
Dich ihm verbindt,
So kans nicht anders seyn, Gott muß dich lieben.

8 Gedenke doch,
Wie herrlich hoch
Er über allen jammer dich geführet!
Der engel heer
Ist selbst nicht mehr,
Als eben du mit seligkeit gezieret.

9 Du siehest ja,
Vor augen da,
Dein fleisch und blut die luft und wolken lenken.
Was will doch sich
(Ich frage dich)
Erheben, dich in angst und noth zu senken?

10 Dein blöder sinn
Geht oft dahin,
Ruft ach und weh,
läßt allen trost verschwinden:
Komm her, und richt
Dein angesicht
Zu Christe krippe hin, da, wirst du's finden.

11 Wirst du geplagt;
Sey unverzagt!
Dein bruder wird dein unglück nicht verschmähen:
Sein herz ist weich
Und gnaden reich,
Kan unser leid nicht ohne thränen sehen.

12 Tritt zu ihm zu,
Such hülf und ruh,
Er wirds schon machen, daß du ihm wirst danken:
Er weiß und kennt,
Was beißt und brennt,
Versteht wohl, wie zu muthe sey dem kranken.

13 Denn eben drüm
Hat er den grimm
Des creutzes auch am leibe wollen tragen,
Daß seine pein
Ihm möge seyn
Ein unverrückt erinn'rung unsrer plagen.

14 Mit einem wort;
Er ist die pfort
Zu dieses und des andern lebens freuden:
Er macht behend
Ein seligs end
An alle dem, was fromme herzen leiden.

15 Laß aller welt
Ihr gut und geld,
Und siehe nur, daß dieser schatz dir bleibe;
Wer den hie vest
Hält und nicht läßt,
Den ehrt und krönt er dort an seel und leibe.

Text Information
First Line: O Jesu Christ! dein Kripplein ist
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der Hoffnung der Christliche Kirche; Hope of the Christian Church
Notes: Mel. Wir christen leut, hab'n.
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