645. O heilig, heilig, heilig wesen

1 O heilig, heilig, heilig wesen
Gott Vater, Sohn und heilger Geist,
Der du mich dir zum dienst erlesen,
Und dich selbst meinen Vater heißt,
Hier bring ich meine kindespflicht,
Da du mir zeigst des tages licht.

2 Im zelte deiner macht und gnaden
Hast du vor unfall mich bedecjk,
Und ohne leibs und seelenschaden
Mit segen wieder afgeweckt.
Wie theuer, Gott, ist deine güt,
Die der so schwachen menschen hüt't.

3 Des jägers strick, des löwen tachen
Sind an mir nur umsonst gewest:
Ich laß dichs heut auch ferner machen
Und glaub, daß du den nicht verläßst
Der seiner freudigkeit zum grund
Legt deinen theuren gnaden-bund.

4 Ich suche nun nach deinem worte
Dein segen-reiches angesicht.
Sey meine kraft und lebens-pforte,
Die keien höllenmacht zerbircht:
So muß der feind in schanden stehn
Und mir kan denn kein leid geschehn.

5 Laß auch die welt mich nicht ableiten
Von Jesu, meinem höchsten gut,
Die mit so vielen schändlich keiten
Mich zu betrügen nimmer ruht.
Ihr gift sey mir ganz unbewußt,
Ihr hoffart, geitz und fleisches-lust.

6 Und weil ich noch im fleisch empfinde:
(Wer wird mich gar erlösen doch?)
So tödte mehr und mehr die sunde,
Des todes leib; brich dieses joch
Der sunden durch des glaubens kraft,
Der meiner seele freyheit schaft.

7 Des glaubens der in Jesu dringet,
Und mit ihm theilt die herrlichkeit
Sein bitter leiden auf sich bringet
Und seines lebens reinigkeit,
Damit erwart't vor Gottes thron,
An statt der straf, den gnaden-lohn.

8 So wird die welt von ihm getödtet
In Jesu, der nur himmlisch war.
Was der gedacht, dethan, deredet,
Das ist des glaubens ganz und gar.
Wer also Jesu schönheit kennt,
Dem eckeit welt, und was sie nennt.

9 Laß mich des glaubens werke üben,
Lieb, hoffnung, demuth, fleiß, geduld,
Genügsam, keusch seyn, feinde lieben:
Amts-klugheit, schenk mir, deine huld
Zur sanftmuth, treu, gelassenheit;
Zum dienst der armen mich bereit.

10 Dein wort meine herz stets kräftig rühre,
Daß ich nur wolle, was du wilt.
Dein Geist mich selbst zum brunnen führe,
Daraus, Herr, dein erkenntniß quilt,
Der mich zum lob und beten treib,
Und als mein lehrer in mir bleib.

11 Was ich heut thu, red und gedenke,
Laß, Herr, in deiner kraft geschehn.
Die werke meines amts so lenke,
Daß sie gesgnet vor sich gehn,
Daß ich vor Gott, aus Gott, in dir,
O Jesu, wirke mein gebühr.

12 Vor allem wollest du verscahffen,
Daß dein erwähltes gnaden-kind
Stets wachse in des lichtes waffen,,
Daß kein geschöpf mich überwind:
Du bist ja grösser, starker held,
Als was sich mir entgegen stellt.

13 So segne mich denn und behüte,
O Herr, du ein'ge segens-quell.
Erquicke mich in deiner güte.
Dein antlitz leucht mir, freudig, hell.
Herr, heb dein antlitz über mich.
Dein fried bleib in mir ewiglich.

Text Information
First Line: O heilig, heilig, heilig wesen
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Morgen-Lieder; Morning Songs
Notes: Mel. Wer nur den lieben G.
Tune Information
(No tune information)



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