722. Der seelenfeind erreget neue stürme

1 Der seelenfeind erreget neue stürme,
Er fas't und schäumet gift der höllen aus,
Die wuth erhebet sich, wie hohe thürme,
Und stürzt herab mit krachen, macht und graus;
Sie drohet mir, trift aber nicht,
Mein wahlspruch bleibt:
Gott selbst ist meine zuversicht.

2 Ich beuge mich und beichte meine sunden,
Ich flehe Gott und fasse Christi blut,
Dis läßt mich heil und seelenfrieden finden,
Es stärket mich, macht meine sache gut;
Und so wird ir der feind zu schwach,
Ihn fällt das flehn, ih stürzet bald ein sufzend ach!

3 Wie oft, mein Gott! machst du ihn so zu schanden,
Daß er vor bitt'rem unmuth ras't und todt,
Wenn dich mein geist, frey von den harten banden,
Bey seiner wuth für dein erbarmen lobt.
Du stärkest mich durch deine hand,
Mir wird die furcht und banges zagen unbekannt.

4 Ach! hilf mir, daß ich ganz in dich versinke,
Und reiß mein herz von allem eitlen los.
Gib, daß ich nie auf beyden seiten hinke,
Mein ruhe-ort sey nur in deinem schoos.
Vergälle mir den tand der welt,
Und was man sonst noch mehr für schön und herrlich hält.

5 Herr, stärke du die kraft der blöden seele,
Sie haßt den koth, der sünde ist sie feind.
Hilf, das ich mich nicht ohne ursach quäle,
Und höre mich, so oft das auge weint;
Ja gib mir stets die trönenfluth,
Die in der furcht und angst die größten wunder thut.

6 Nun, Gottes Lamm! ich schwöre dir von neuen
Die treue zu, die oft ich, sünder, brach.
Es mag die welt sich über dunst erfreuen,
Sie jammert mich, es rollt ein thränenbach,
Ich weine laut für alle auf:
Ach! hemme doch der frechen sünder höllenlauf!

7 Ich danke dir, daß du mich auserwählet:
Mein Gott, wie groß ist diese seligkeit!
Da du auch mich den deinen zugezählet
Und von der macht des satans hast befreyt.
Komm, fälle ihn durch seine list,
Worin der arge feind so unermüdet ist.

8 Dann rühme ich auf ewig dein erbarmen:
Wie wohl wird mir nach allem kummer seyn!
Die feinde fliehn, ich ruh in deinen armen,
Mein Gott! wir werd; ich mich alsdann erfreuen!
Ach öffne dich, du kühles grab,
Mein Jesu, wische bald des kummers thräne ab!

Text Information
First Line: Der seelenfeind erreget neue stürme
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Zugabe; Miscellaneous
Notes: Mel. Am grabe hebt, geh.
Tune Information
(No tune information)



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