1 Ach! wie war ich in meinem Schlummer
versinken bis zum Abgrund hin;
die Welt die machte nur zwar Kummer,
doch war und blieb ich ir im Sinn!
ich dachte offt an keine Noth,
und wußt' nicht daß ich lag im Tod!
2 Nun aber hat mich aufgewecket,
o Herr! dein Wort, das stetig ruft;
es hat mir Leib und Seel erschrecket,
und mir gezeigt die finstre Gruft,
daß ich erblicket die Gefahr,
wie ich so nah' zur Höllen war!
3 Dein Wort, der reine Tugend-Spiegel,
zeigt nur in deinem Licht das Licht,
und wie ich mir so manchen Hügel,
zu meinem Schaden aufgericht,
weil ich die Eigenheit geliebt,
und damit meine Seel betrübt!
4 Nun find't der gute Samariter,
mich halber todt-geschlag'nes Kind;
er säubert meine Wunden wieder,
die mir vom Feind geschlagen sind!
genädiglich giest er hinein,
mit eign'nen Handen Oel und Wein!
Mein Jesus thut sich mein erbarmen.
5 Er riß mich aus der Höllen-Grust,
er trug mich heim auf seinen Armen,
er stärkte mich mit Himmels-Lust,
er will den Tod des Sünders nicht,
drum ist er unser Weg und Licht!
6 Wer Christi Geist will by sich haben,
der muß Vernunft und Eigenheit,
und alle Menschen-Furcht vergraben,
sonst kommt er nicht fort in dem Streit
und durch Gehorsam gegen Gott,
in Liebe halten sein Gebot!
Source: Die kleine Harfe: gestimmet von unterschiedlichen lieblichen liedern oder lob-gesängen #46