1 Erwacht von Sina’s Schrecken-Schall,
Durch Donner, Blitz und Krachen,
Sah’ ich mein’ Schuld und tiefen Fall,
Und wußt nicht was zu machen;
Mit Schuld gedrückt, sammt Angst und Reu’:
Ich muß ja seyn geboren neu,
Sonst kann ich nicht bestehen.
2 Ich stand erstaunt, und wußte nicht,
Wohin mich zu verstecken,
Vor Gottes Zorn und sein’m Gericht,
Weil Höll’ und Tod mich schreckten.
Ich strebte wohl, doch war’s umsonst;
Die neu’ Geburt steht nicht in Kunst,
Sie ist kein Werk von Menschen.
3 Zu dem Gesetz ich Zuflucht nahm,
In Hoffnung zu gedeihen:
Doch mir der Fluch nur schwerer kam,
Es konnt’ mich nicht befreien.
Die Wahrheit fand ich auch dabei,
Ich muß ja seyn geboren neu,
Was soll ich Armer machen?
4 Der Donner rollte von Sinai,
Durch Thäler, Klüft’ und Gründen.
Wer macht doch meine Seele frei
Von dieser Last der Sünden?
Und als ich’s las, fand ich es frei:
Ich muß ja seyn geboren neu,
Sonst seyn von Gott verstoßen.
5 Die Heiligen ich sagen hört’,
Zu meinem Trost und Glücke,
Wie Jesus Höll’ und Tod zerstört’,
Zerriß des Voglers Stricke.
Doch fand ich immer noch dabei:
Ich bin ja nicht geboren neu;
Dies schlug mich sehr zurücke.
6 Da ich nun so gefoltert lag,
Dem Tod fast übergeben,
Der Heiland Jesus zu mir sprach:
Ich schenke dir das Leben,
Es schlug dich die Gerechtigkeit,
Und meine Gnad’ hat dich befreit,
Dir sei die Sünd’ vergeben.
7 Im Himmel ward die Botschaft kund,
Und jene Engels Chören,
Die priesen alle Gott zur Stund’,
O möchten’s Alle hören!
Das Lamm ich lob’ und preise Gott;
Ich bin nun frei von meiner Noth,
Denn ich bin neu geboren.
Source: Die Geistliche Viole: oder, eine kleine Sammlung alter und neuer Geistreicher Lieder. 7th ed. #34