Ich armer Sünder komm' zu dir

Ich armer Sünder komm' zu dir

Author: Johann Heermann
Published in 6 hymnals

Representative Text

1. Ich armer sünder komm' zu dir
Mit höchstbetrübtem herzen,
O Gott! der gnädig für und für,
Bekenne dir mit schmerzen
Die sünden all'
Und jeden fall,
Wie ich ihn hab' begangen,
Von jugend auf
Mit großem hauf,
D'rin ich jetzt bin gefangen.

2. Die sünden sind, die ich gethan,
Unmöglich zu erzählen;
Doch ich sie auch nicht bergen kann,
Weil sie mich immer quälen.
Dein liebster Sohn
Hat mich davon
Durch seinen tod entbunden;
Dennoch hab' ich
Jetzt lassen mich
Den satan neu verwunden.

3. So ist auch mein' undankbarkeit
Sehr groß, bis auf die stunde,
Ich habe dir zu keiner zeit
Gedankt von herzengrunde
Für deine treu,
Die täglich neu,
Für deine lieb' und güte,
Die ich an mir
Gar reichlich spür'
Und stets trag' im gemüthe.

4. Fürnemlich hast du mit geduld
Viel' jahr' bisher verschonet,
Und mir nicht, wie ich oft verschuld't,
Bald zornig abgelohnet,
Hast fort und fort,
O höchster hort!
Dich meiner angenommen,
Hast nichts gespart,
Nach deiner art,
Bis ich zu dir bin kommen.

5. Mit deinem wort hast du gar oft
An mein herz angeschlagen,
Durch deinen Geist mir zugeruft,
Den himmel angetragen,
Hast früh und spat,
Durch viel wohlthat,
Zur buße mich bewogen,
Auch mit trübsal,
Angst, noth und qual
Zu dir hinaufgezogen.

6. Dennoch, das ich nicht läugnen kann,
Wenn du gleich angeklopfet,
Hab' ich dir niemals aufgethan,
Die ohren zugestopfet,
Mit unbedacht
Dies ganz veracht't,
Den rücken dir gekehret;
Doch hast du mich
So gnädiglich
Geduld't, und nicht verzehret.

7. Du könntest oft mit gutem recht
Das leben mir verkürzen,
Und mich als einen bösen knecht
Hinab zur höllen stürzen,
Der ich ohn' scheu,
Ohn' leid und reu',
In sünden mich verweilet;
Dennoch gibst du
Mir raum und ruh',
Hast mich nicht übereilet.

8. Wenn mein herz dies bei sich bedenkt,
In stücken möcht's zerspringen;
Die große sicherheit mich kränkt,
Thut mark und bein durchdringen.
Kein' höllenpein
So groß mag sein,
Ich habe sie verschuldet;
Ich bin nicht werth,
Daß mich die erd'
Trägt, nährt und auf sich duldet.

9. Unwerth bin ich, daß man mich nennt
Ein werk von dir geschaffen;
Werth bin ich, daß all' element
Zur strafe mich hinraffen.
So weit hat's bracht
Der sünden macht,
Ich muß es frei bekennen,
Wo du siehst an,
Was ich gethan,
So muß ich ewig brennen.

10. O Vater der barmherzigkeit!
Ich falle dir zu fuße,
Verwirf den nicht, der zu dir schrei't,
Und thut rechtschaffne buße;
Dein angesicht
Mit gnaden richt'
Auf mich betrübten sünder,
Gib einen blick,
Der mich erquick',
So wird mein' angst bald minder.

11. Eröffne mir dein freudlich herz,
Die residenz der liebe,
Vergib die sünd', heil' meinen schmerz;
Hilf! daß ich mich stets übe
In dem, was dir
Gefällt an mir,
Und alles böse meide,
Bis ich hinfahr'
Zur engelschaar,
Da nichts, denn lauter freude.


Source: Kirchen-Gesangbuch: für Evangelisch-Lutherische Gemeinden #219

Author: Johann Heermann

Johann Heermann's (b. Raudten, Silesia, Austria, 1585; d. Lissa, Posen [now Poland], 1647) own suffering and family tragedy led him to meditate on Christ's undeserved suffering. The only surviving child of a poor furrier and his wife, Heermann fulfilled his mother's vow at his birth that, if he lived, he would become a pastor. Initially a teacher, Heermann became a minister in the Lutheran Church in Koben in 1611 but had to stop preaching in 1634 due to a severe throat infection. He retired in 1638. Much of his ministry took place during the Thirty Years' War. At times he had to flee for his life and on several occasions lost all his possessions. Although Heermann wrote many of his hymns and poems during these devastating times, his persona… Go to person page >

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