1 Mein Herz, ein Eisen grob und alt,
so hart so kalt, so ungestallt;
der Haus-Herr kan mich so nicht brauchen:
Die Liebe soll mein Feuer seyn;
durchs Bäten komm ich da hinein:
ich halte still, und laß es rauchen.
2 Bläs't dann der sanfte Liebes-Wind,
so wird das Herz in Lieb entzündt;
ich halte still, und laß es glüen:
des Eisens Schwärze muß vergehn,
es wird allmählich weich und schön;
so glüend man's heraus mag ziehen.
3 Der Sterbens-und Verläugnungs-Weg,
der Am boß ist, d'rauf ich mich leg;
da fängt der Meister an zu schlagen:
des Meisters Arm gibt Schlag auf Schlag,
das weiche Eisen giebet nach,
es läßt sich wenden, krümmen, plagen.
4 Es will sich doch nicht geben recht;
drum ruft der Meister einen Knecht,
der vorschlägt mit dem groben Hammer:
Der gute Freund und Helfers-Mann
gibt tapfre Schläg so gut er kan!
schlag zu! so komm ich aus dem Jammer.
5 Des Meisters Hand lenkts alles wohl,
das jener schlägt, da wo er soll,
und wie es zur Gestaltung nütze:
bald legt er's nieder in die Glut;
bald geht das Schmieden wieder gut;
die Schläge folgen auf die Hitze.
6 In Feuer schien das Eisen schön;
da dacht ich: Nun ist's bald gesceh'n;
indem ward Feu'r und Glanz entzogen:
Da war mein Eisen schwarz und kalt,
noch gar zu roh in der Gestalt;
da sah' mein Hoffen sich betrogen.
7 Am Feil-Brett innrer noth und pein
man schraubte mich so kalt hinein;
man klemte mich, um nicht zu weichen!
Man strich mit scharfer Feile kühn,
da flog so viel unnützes hin;
drauf mußte man's ins Feine streichen.
8 Mein Meister, du verstehst die kunst:
regier mich so, polier mich sonst;
werd ich nur endlich dir anständig,
doch hilft kein fein polierter Glanz;
nicht übernein, durchgüldet ganz
sey Herz und all's, und Feu'rbestandig.
Source: Die kleine Harfe: gestimmet von unterschiedlichen lieblichen liedern oder lob-gesängen #12