1 Mein herze sey zufriden,
Und stell dein trauren ein:
Du muß nicht gliech ermüden,
Nach so verzaget seyn,
Wenn dich ein unglück drückt;
Nein, laß dir stets in allen
Mit freuden wohlgefallen,
Wie es Gott mit dir schickt.
2 Gott sucht durch creutz und plagen
Dein bestes allezeit;
Du weist, bey guten tagen
Lebst du in sicherheit;
Bist voller sündenlust;
Hängst an den eitelkeiten,
Die dich also verleiten,
Daß du zur höllen mußt.
3 Wenn aber je zuweilen
Ein creutz beschweret dich,
Pflegst du zu Gott zu eilen,
Dein geist ermuntert sich,
Dein beten hat mehr kraft,
Du lernest auf Gott bauen,
Ihm in geduld vertrauen,
Bis er dir hülfe schafft.
4 Drum sey nur gutes muthes,
Mein herz, in deiner noth,
Weil dadurch so viel gutes
dir thut der fromme Gott;
Klag ihm nur deine pein:
Vor ungeduld dich hüte,
Und hoff auf seine güte;
So wirst du selig seyn.
5 Laß Gott, wie er will, machen,
Und tadle ihn ja nicht;
Befiel ihm deine sachen:
Er weiß, was dir gebricht;
Und wird nach seiner true,
Durch seine hand und thaten,
Dir wissen wohl zu rathen,
Und h¨lfreich stehen bey.
6 Wenn Gott auch lang ausbleibe,
Must du doch warren sein;
Du weist, wie er aus liebe
Auch öfters wartet dein;
Je länger wehrt das leid,
Je besser es sich endet,
Und wenn Gott h¨lfe fendet,
Je mehr sie dich erfreut.
7 Darum solt du nicht sorgen
In langer creutzes-pein;
Vielleicht kan dir schon morgen
Nach wunsch geholfen seyn.
Gott ist niemals so nah,
Als wenn die noth sich mehret;
Wenn menschen-rath aufhöret,
Ist seine hülfe da.
8 Wer Gott in allen dingen,
Getrost vertrauen kan,
Dem wird es nie mißlingen,
Gott nimmt sich seiner an:
Denn wo er ihn verließ,
So müßte sein wort trügen:
Drum, weil Gott nicht kan lügen,
Hilft er ihm ganz gewiß.
9 Es ist niemals geschehen,
Daß ein geplagter christ,
Wenn er auf Gott gesehen,
Zu schanden worden ist:
Gewiß ist, daß sich
Gott nicht unsern Vater nennt,
Wenn er nicht wollt nock könte
Uns helfen in der noth.
10 Mein herz von diesem allen
Nim trost in deiner noth:
Wenn dich das creutz befallen,
Dann traue deinem Gott,
Dein Vater kan und will
Raht schaffen deinen plagen,
Willst du es nur drauf wagen,
Und kindlich halten still.
11 Nun Herr! was dir gefället!
So mir begegnen soll,
Das werd ins werk gestellet:
Ich bin der hoffnung voll,
Du wirst nach deiner gnad,
Geduld und trost verleihen,
Zuletzt mich auch erfreuen
Durch hülfe in der that.
12 Du wollest mich nur stärken,
In meiner blödigkeit,
Daß ich mag christlich serken
Des creutzes nutzbarkeit,
Und daß dessselben pein,
Wie seht sie auch betrübet,
Demselden, der dich liebet,
Muß nütz und heilsam seyn.
13 Weil ich dich auch soll preisen
Für creutz und ungemach;
Dis aber zu erweisen
Allhier bin viel zu schwach;
So hilf doch, daß ich dir
Im himmel einst mit freuden,
Für all mein creutz und leiden
Danksage nach gebühr.
First Line: | Mein Herze, sei zufrieden und stell dein Trauren ein |
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