Mein Jesu, für dein Herz

Mein Jesu, für dein Herz

Author: Johann Adolph Schlegel
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Representative Text

1 Mein Jesu, für dein herz,
Welch ein so herber schmerz!
Den du weit mehr empfunden,
Als bände, schlag' und wunden!
Die kleine zahl von freunden
Kränkt dich, gleich deinen feinden.

2 Kaum naht sich die Gefahr,
So bebt der jünger schaar;
Die erst sich hoch vermessen,
Eh' sie der treu' vergessen,
Den Tod auch vorzuziehen,
Verlassen dich und fliehen.

3 Der kühn sein Schwert gezückt,
Dein Betrus selbst erschrickt;
Er flieht, eh' bande droben,
Schämt sich, daß er geflohen,
Kehrt um, und eilt verwegen
Dem tieferen fall entgegen.

4 Wo ist nun Petri treu?
Der Jesum vormals frei
Für Gottes Sohn bekannte,
Für ihn vor eiset brannte,
Läßt sich durch furcht betören,
Ihm treulos abzuschwören.

5 Doch, Herr, dein liebestblick
Bringt plötzlich ihn zurück;
Er fühlet sein verbrechen,
Kann nun vor schmerz nicht sprechen,
Und weint nur bittre thränen,
Die sich nach gnade sehnen.

6 Er sucht und findet sie!
O d'rum verzaget nie!
Voll gut' ist Gott, ihr Sünder!
Ein vater seiner kinder!
So groß sind keine Sünden,
Sie können gnade finden.

7 Hätt' der Verräter doch,
Auch nach dem Frevel noch,
Um gnad' in reu' geflehet,
Nicht Gottes Huld verschmähet!
In des verrath'nen wunden
Hätt' er auch heil gefunden.

8 Zwar schrecklich war die that,
Daß er den untertrat,
Der ihn zum freunde wählte,
Und zu den zwölfen zählte;
Daß er, da Jesus locke,
Sein freches Herz verstockte.

9 Doch für die ganze welt
Welch köstlich Lösegeld!
So wahr der lebt, der leben
Uns allen hat gegeben,
(So schwört er selbst, der Rächer,)
Es gilt auch für Verbrecher.

10 Ach! der den rath ihm gab,
Der satan läßt nicht ab,
Daß es ihn Angst' und quäle,
Bis Judas seine Seele
Durch seine freventhaten,
Wie seinen Herrn, verrathen.

11 O schreckliches Gericht;
O menschen, daß euch nicht
Des satans list berücke,
Herr, wehre seiner Tücke!
Gieb kraft aus deiner höhe,
Daß ich ihr widerstehe!

12 Trennt gleichwohl ein verseh'n
(O möcht' es nie geschenen!)
Mich, Jesu, von den deinen:
Laß mich mit Petto weinen:
Um gnad' in demuth beten,
Nie Juda weg betreten!

Source: Das Gemeinschaftliche Gesangbuch: zum gottesdienstlichen Gebrauch der Lutherischen und Reformirten Gemeinden in Nord-America. (1st.. Aufl) #78

Author: Johann Adolph Schlegel

Schlegel, Johann Adolf, D.D., son of Dr. Johann Friedrich Schlegel, Appellationsrath at Meissen, in Saxony, was born at Meissen, Sept. 17, 1721. After passing through the famous school at Pforta (Schulpforta), near Naumburg, he studied, from 1741 to 1746, at the University of Leipzig, where he became acquainted with Cramer, Gellert, and Klopstgock, and was one of the principal contributors to the Bremer Beiträge (Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes). In 1746 he became a private tutor at Strehla, in Saxony, and then returned to Leipzig, where he occupied himself in literary work, until he went, in 1748, to live with his friend Cramer at Crellwitz, near Lützen. He remained at Crellwitz till 1751, when he was appointed a… Go to person page >

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First Line: Mein Jesu, für dein Herz
Author: Johann Adolph Schlegel
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