Nun erfahr ich auch, Bey der liebe brauch

Nun erfahr ich auch, Bey der liebe brauch

Author: Gottfried Arnold
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Representative Text

1 Nun erfahr ich auch,
bey der Liebe Brach,
die ich Jesu! zu dir finde,
daß sie alles überwinde.
Denn die wahre That
lehrt mich diesen Rath.

2 Vormals quälte mich
gar zu jämmerlich
eigne-wollen, renne, lausen,
dabey Furcht und Schmerz mit Hausen
mich du Boden trat,
und getödtet hat.

3 Nun ich in mir halt
deine Liebs-Gestalt,
die in mir wird ausgeboren;
ist sie mir zum Sieg erkohren,
daß das Liebes-Kind
ich inwendig find.

4 Gott ist selbst in mir
meine Liebs-begier:
wer kan sich Gott widersetzen
ohne tödliches verletzen?
Weder Höll, noch Tod,
bringt mich mehr in Noth.

5 Liebe, die Gott kennt,
und nach ihm nur brennt,
läst mich nicht von ihm zertheilet,
daß die Furcht mich übereilet:
nein! ich bin in dir
Jesu! du in mir!

6 Hat vereinte Kraft
nicht stets Sieg verschaft?
wird ein Bräut'gam nicht sein Leben
für die Brant aus Eifer geben,
wenn der Liebe Band
stärkt die tapfre Hand?

7 Bringt nun Fleisches-Trieb
solche starke Lieb:
o was mag die Liebe zwingen,
die den Geist in Gott kan bringen!
alles weicht und fällt
vor dem Liebes-Held.

8 Und ob ihn wohl lang,
wenn dem Herzen bang,
Tod und Hölle unterdrücken,
daß kein Leben zu erblicken;
liegt im Todes-Schlund
doch ein Lebens-Grund.

9 Wenn nach langem Streit
ist der Sieg bereit,
wird sich Jesus einergeben,
als des neuen Menschen Leben,
den des Vaters Rath,
so verkläret hat.

10 Diese Lieb nimmt zu
in gar stiller Ruh;
nährt die Seel mit hohen Kräften,
als der reinen Menschheit Säften.
Dieses Lebens-Brod
leidet keinen Tod.

11 Wenn nun Jesus Christ
so gewurzelt ist;
wird der Vater ihn verklären,
und der Sohn wird ihn verehren
in der Seelen-Grund
duch den Liebes-Bund.

12 Da des Vaters Stärk
mit dem Liebes-Werk
seines Sohns in uns sich einet,
und im Geist, als eins, erscheinet:
denn ist lauter Sieg,
nach vollbrachtem Krieg.

13 Die gesammte Kraft
ans der Gottheit schafft,
daß der Mensch wird überwogen,
durch die Lieb, und hingezogen
zu der Allmacht Brauch,
durch den Liebes-Hauch.

14 Wer will dem entgehn,
und Gott widerstehn,
was in Gottes Macht geschiehet
Unverweßlichkeit anziehet?
fliehe nur bey Zeit,
was die Liebe scheut!

15 So wird sie erst recht
allem Mord-Geschlecht
sich als Gift, ja selbst der Höllen
als die Pestilenz, darstellen.
Gott sey Dank und stärk
für diß Liebes-Werk!



Source: Die kleine Harfe: gestimmet von unterschiedlichen lieblichen liedern oder lob-gesängen #23

Author: Gottfried Arnold

Arnold, Gottfried, son of Gottfried Arnold, sixth master of the Town School of Annaberg in the Saxon Harz, born at Annaberg Sept. 5, 1666. His life was varied and eventful, and although much of it had little to do with hymnody from an English point of view, yet his position in German Hymnology is such as to necessitate an extended notice, which, through pressure of space, must be (typographically) compressed. After passing through the Town School and the Gymnasium at Gera, he matriculated in 1685 at the University of Wittenberg—where he found the strictest Lutheran orthodoxy in doctrine combined with the loosest of living. Preserved by his enthusiasm for study from the grosser vices of his fellows, turning to contemplate the lives of t… Go to person page >

Text Information

First Line: Nun erfahr ich auch, Bey der liebe brauch
Author: Gottfried Arnold
Language: German
Copyright: Public Domain

Timeline

Instances

Instances (1 - 3 of 3)

Davidisches Psalter-Spiel der Kinder Zions #d670

Text

Die kleine Harfe #23

Zionitischer Weyrauchs Huegel; oder, Weyrrhen Berg #d382

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