1 Wohl mit fleiß das bittre leiden
Und des Heilands quaal betracht,
Denke, wie er durch sein scheiden
Dir das leben wiederbracht,
Denn sein theur vergoßnes blut,
Löschet aus den himmel rauben,
Wenn wir vest an Christum glauben.
2 Judas, einer von den freunden
Die des treuen Mittlers brodt
Assen, handelt mit den feinden
Wegen seines Heilands tod;
Er nimt deryßig silberling,
Diese fumm, (o wie gering!)
Wird für meine bürgen leben
Dem verräther hier gegeben.
3 Jesus geht mit schwerem herzen
Nach Gethsemens garten hin;
Mein und deiner sünden schmerzen
Pressen seinen bangen sinn:
Er reißt sich von freunden los,
Sinkt zur erden kaltem schoos,
Betet, weint zu dreyen malen,
Seiner seelen höllen quaalen.
4 O mein Vater, in der höhen,
Ruft das Hiel der ganzen welt,
Laß den kelch vorüber gehen;
Doch Gott! wie es dir gefälle!
Sieh', o welche bange noth!
Jesus ringet mit dem tod;
Schwitzet blut in seinen kämpfen,
Um des zornes feur zu dämpfen.
5 Nach dem starken angst-geschreye
Kommt der falsche freund herbey,
Hart, verstockt; entfernt von reue
R¨ßt er Jesum ohne scheu,
Jesus blickt ihn an und spricht
Voll erbarmen im gesicht:
Soll ein kuß den freund verrathen?
O der schändlichsten der thaten!
6 Eine schaar von frechen feinden
Stürzt sich nun auf Jesum hin;
Keiner von des Herren freunden
Bleibt, nein, alle fliehn von ihm:
Jene raube krieges schaar
Stellet ihn den priestern dar:
Hier steht er in harten banden
Unter tausend schmach und schanden.
7 Petrus macht ihm neue quaalen
Da er unter fluch und schwur
Ihn verneint zu dreyenmalen;
Doch er fand der busse spur;
Judas aber sucht sie nicht,
Er vermehrt sich das gericht,
Leget an sich mörder-hände,
Und nimt grauen-voll ein ende.
8 Jesum übergiebt man heiden,
Wie er selbst vorher gesagt;
Hier befällt ihn neues leiden,
Er wird heftig angeklagt;
Doch der richter steht und hört,
Daß man nur sein blut begehrt,
Daß von vorgebrachten sünden,
Nichts an Christo sey zu finden.
9 Man hört ihn dis laut bezeugen,
Wie er findt keine schuld,
Doch gewohnt das recht zu beugen,
Schreyt das voll voll ungeduld:
Weg mit diesem, creutz'ge ihn,
Weg mit diesem, creutz'ge ihn,
Des vergoßnen blutes plagen,
Wollen wir samt kindern tragen.
10 Schaut mir thränen-vollen blichen,
Auf das Hiel am geißlungs pfahl,
Seht den tief verwundten rücken,
Seht die striemen ohne zahl,
Seht ihn in der dornen kron,
Ueberdeckt mit schmack und hohn,
Alles dis, was er erduldet,
Haben wir allein verschuldet.
11 Seht ihn endlich dort erblassen,
Seht es strömt sein theures blut,
Kommt und lernet es auffassen,
Ich es fliesset euch zu gut;
Sehet dort am creutzes-stamm,
Stirbt das rechte osterlamm,
Ach wer wolte nun verzagen,
Es hat unsre schuld getragen.
12 Dunkel, schwarze finsternissen,
Fallen auf die bange welt,
Sie, die nun dem fluch entrissen,
Bebet, da der starke held
Unter lautem angstgeschrey,
Adams kinder machet frey,
Sich samt uns gibt er am ende
In des Vaters treue hände.
13 Nun ich sinke vor dir nieder,
Hier an deinem creutzes stamm,
Sieh ich opfre seel und glieder,
Dir dem frommen Gotteslamm,
Betend, weinend, faß ich dich,
Mein erbarmer nim du mich,
Nim mich ganz in dine hände,
Hier beym creutze sey mein ende.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #477
First Line: | Wohl mit Fleiß das bittre Leiden, Und des Heilands Qual betracht |
Language: | German |
Copyright: | Public Domain |