So jemand spricht, ich liebe Gott

Representative Text

1 So jemand spricht, ich liebe Gott!
Und haßt doch seine brüder,
Der treibt mit Gottes wahrheit spott,
Und reißt sie ganz darnieder.
Gott ist die lieb, und will daß ich
Den nächsten liebe, gleich als mich.

2 Wer dieser erden güter hat,
Und sthet die brüder leiden,
Und macht den hungrigen nicht fart,
Läßt nackende nicht kleiden;
Der ist ein feind der ersten pflicht,
Und hat die liebe Gottes nicht.

3 Wer zwar mit rath, mit trost und schutz
Den nächsten unterstützet,
Doch nur aus stolz, aus eigennutz,
Aus weichlichkeit ihm nützet;
Nicht aus gehorsam, nicht aus pflicht;
Der liebt auch seinen nächsten nicht.

4 Wer harret, bis ihn anzustehn,
Ein dürftger erst erscheinet,
Nicht eilt dem frommen beyzusteh'n,
Der im verbormnen weinet;
Nicht gütig forscht, obs ihm gebricht;
Der liebt auch seinen nächsten nicht.

5 Wer andre, wenn er sie beschirmt,
Mit hätt und vorwurf quälet,
Und ohne nachsicht straft und stürmt,
So bald sein nächstet fehlet,
Wie bleibt bey seinem ungestüm
Die liebe Gottes wohl in ihm.

6 Wer für der armen heil und zucht
Mit rath und that nicht wachet,
Dem übel nicht zu wehren sucht,
Das oft sie dürftig machet,
Nur sorglos ihnen gaben giebt,
Der hat sie wenig noch geliebt.

7 Wahr ist es, du vermagst es nicht
Stets durch die that zu lieben;
Doch bist du nur geneigt,
Der pflicht getreulich auszuüben,
Und wünschest dir die kraft dazu
Und sorgst dafür, so liebst du.

8 Ermattet dieser trieb in dir,
So such ihn zu beleben,
Sprich oft: Gott ist die lieb,
Und mir hat er sein bild gegeben.
Denk oft: Gott, was ich bin, ist dein;
Sollt ich, gleich dir, nicht gütig seyn?

9 Mir haben einen Gott und Herrn,
Sind eines leibes glieder;
Drum diene deinem nächsten gern;
Denn wir sind alle brüder.
Gott schuf die welt nicht blos für mich;
Mein nächster ist sein kind, wie ich.

10 Ein Heil ist unser aller Gut.
Ich sollte bruder hassen,
Die Gott durch seines Sohnes blut
So hoch erkausen lassen?
Daß Gott mich schuf und mich versöhnt,
Hab ich dis mehr, als sie, verdient?

11 Du schenkst mir täglich so viel schuld,
Du, Herr von meinen tagen!
Ich aber sollte nicht geduld
Mit meinen brudern tragen?
Dem nicht verzeihn, dem du vergiebst,
Und den nicht lieden, du du liebst.

12 Was ich den frommen hier gethan,
Den kleinsten auch von diesen,
Das siehst du, mein Erlöser, an,
Als hätt ichs dir erwiesen.
Und ich, cih solt ein mensch noch seyn,
Und dich in brüdern nicht erfreun?

13 Ein unbarmherziges gericht
Wird über den ergeben,
Der nicht barmherzig ist,
Der nicht die rettet, die ihn flehen,
Drum gieb mir, Gott, durch deinen Geist
Ein herz, das dich durch liebe priest.



Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #373

Author: Christian F. Gellert

Gellert, Christian Fürchtegott, son of Christian Gellert, pastor at Hainichen in the Saxon Harz, near Freiberg, was born at Hainichen, July 4, 1715. In 1734 he entered the University of Leipzig as a student of theology, and after completing his course acted for some time as assistant to his father. But then, as now, sermons preached from manuscript were not tolerated in the Lutheran Church, and as his memory was treacherous, he found himself compelled to try some other profession. In 1739 he became domestic tutor to the sons of Herr von Lüttichau, near Dresden, and in 1741 returned to Leipzig to superintend the studies of a nephew at the University. He also resumed his own studies. He graduated M.A. 1744; became in 1745 private tutor or l… Go to person page >

Text Information

First Line: So jemand spricht, ich liebe Gott
Author: Christian F. Gellert
Language: German
Notes: Polish translation: See "Kto mówi: "Boga ja miłuję""
Copyright: Public Domain

Tune

EISENACH (Gesius)

MACHS MIT MIR was first published in the collection of music Das ander Theil des andern newen Operis Geistlicher Deutscher Lieder (1605) by Bartholomäus Gesius (b. Münchenberg, near Frankfurt, Germany, c. 1555; d. Frankfurt, 1613). A prolific composer, Gesius wrote almost exclusively for the churc…

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[Welch hohes Beispiel gabst du mir]


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Glaubenslieder #291

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