Text: | Gute Nacht, ihr meine Lieben |
Author: | Jacob Danner |
1 Gute Nacht ihr meine Lieben;
gute Nacht ihr Herzens-Freund;
gute Nacht die sich betrüben,
und aus Lieb für mich jetzt weint;
scheid' ich gleich wohl von euch ab,
und ihr legt mein Leib ins Grab,
wird er wieder auferstehen,
und ich werd euch ewig sehen.
2 O! wie werd ich euch umfassen,
und auch herzen mit Begier;
muß ich euch ein' Zeit verlassen,
welches zwar betrübet hier,
bringts ein Tag dort wieder ein,
wann wir werden selig seyn.
Ewig wird kein Müh uns reuen,
tausend, tausendmal mehr freuen.
3 O wie schnell eilt doch zum Ende,
das bestimmte Lebens-Ziel;
Gott vom Himmel, hilf doch, sende,
daß wir uns nicht mehr so viel
hier versäumen mit der Welt,
die in Sünden sich aufhält,
die man billig muß hier meiden,
eh daß Leib und Seel sich scheiden.
4 Zwar hat mir ohn' mein verhoffen,
der sehr harte Todes-Pfeil,
mein Herz, Leib und Seel getroffen,
nahm mich hin in schneller Eil;
drum ihr Liebsten hät und wacht,
ich wünsch ewig euch gut' Nacht:
Gott laß euch, nur selig sterben,
Laß ihr könt den Himmel erben.
5 Meiner zarten Jugend Jahren,
und Plaisier der Tage mein,
sind so schnell darhin gefahren,
das man meynt es könt nicht seyn;
wann man lebt von Klag und Noth,
und in eilf Tag hat der Tod
schon die Seel vom Leib getrennet,
daß man mich im Sarg kaum' kennet.
6 Doch hoff't meine Seel zu finden,
Trost in meines Jesu Tod,
der zum sel'gen Ueberwinden
mich kan führen aus der Noth,
und erlösen von der Quaal,
daß ich werd' im Himmels-Saal
mit den Engeln Gott lob bringen,
ewig's Halleluja singen.
7 Seyd getrost ihr Freund und Brüder,
seyd getrost ihr Schwestern gar,
syd getrost herzliebste Glieder,
Gottes Wort bleibt ewig wahr,
welches sagt: im Himmelreich,
werden die Gerechten gleich,
wie die helle Sonne leuchten;
o! daß wir's nur bald erreichten.
8 Habt ihr Eltern mich geliebet,
und nebst Gott vor mich gewacht;
hab ich euch zwar oft betrübet,
schenkt mirs doch zur guten Nacht,
was ich hab an euch verfehlt,
reut mich herzlich unverheelt:
Gott woll euch viel Gnade schenken,
und in Jesu mein gedenken.
9 Nun, adjeu! wir müssen scheiden,
und mein Leib eilt in die Erd;
mußt im Tod viel Schmerz ich leiden,
hoff ich, daß mir Jesus werd'
durch die Liebe, Gunst und Huld,
Gottes Gnade und Geduld,
meine Sünden mir vergeben,
und mir schenken ewigs Leben.
10 Weil mein Jammer ist zum Ende,
mein herzliebste Eltern werth,
dankt es Gottes Liebes-Hände,
seyd nicht mehr um mich beschwert;
Vater, zmutter, habt gut' Nacht,
denkt Gott hat es wohl gemacht;
thut er zwar eu'r Herz betrüben,
thut er mich und euch doch lieben.
11 Gute Nacht ihr meine Kinder,
gute Nacht herzliebstes Weib;
liebten wir uns doch nicht minder,
als ein Herz, Geist, Seel und Leib:
Gott, die Liebe, uns belohnt,
weil in Liebe wir gewohnt;
was in Jesu Lieb sich kennet,
wird auch nicht in Tod getrennet.
Text Information | |
---|---|
First Line: | Gute Nacht, ihr meine Lieben |
Author: | Jacob Danner |
Language: | German |
Publication Date: | 1792 |
Notes: | Mel.: Psalm 42 |