502. Ich will es nicht wie andre machen

1 Ich will es nicht wie andre machen,
die nimmer auf ihr End bedacht;
ich will bei Zeiten meine Sachen
bestellen, eh die Todesnacht
mich bringet in die Ewigkeit;
dann ist's zu spät; jetzt it es Zeit.

2 Ich sehe täglich Menschen sterben
und lern daran die Richtigkeit;
sie gleichen ja dem Thon und Scherben
und leben doch in Sicherheit.
Ich mache jetzt den festen Schluß:
heut leb ich, heute thu ich Buß.

3 Mein Vater, lehre mich bedenken,
daß ich unfehlbar sterben muß,
mein Herz dadurch zur Klugheit lenken,
das ich in steter Reu und Buß
auf meines Heilands Wegen geh
und ja nicht bei den Spöttern steh.

4 Wie sollte ich das Gute lieben,
das einem Dunst und Rebel gleicht?
Wie sollt ich mich um das betrüben,
das wie die schnelle Lust hinstreicht?
Fort, Eitelkeit! ich mag dich nicht
mein Herz ist nur zu Gott gericht't.

5 Ich will die Welt und mich verlassen,
da ich noch auf der Erde bin,
will meines Jesu Kreuz umfassen,
das lehrt mich einen bessern Sinn;
dies wähl ich mir zum sichern Stab,
und eil damit zu meinem Grab.

6 Hab ich dann Jesum recht erkennet,
ist Freundschaft unter uns gestift't,
werd ich sein Erd und Kind genennet,
was schadet mir des Todes gift?
Mein Richter ist mein treuer Rath,
mein Bürg; er hilft mit Wort un That.

7 Ich danke dir von ganzem Herzen,
Herr Jesu, treuer Menschenfreund!
daß du, durch so viel bittre Schmerzen,
auch mich, der damals ich dein Feind,
erlöset, und am Kreuzesstamm
genug gethan, o Gottes Lamm!

Text Information
First Line: Ich will es nicht wie andre machen
Author: S. Urlsperger, 1685-1722
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Vom christlichen Leben: Einzelne Christenpflichten; Christian Life: Individual Christian Duties
Notes: Mel. Wer nur den lieben Gott
Tune Information
(No tune information)



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