33. Warum willst du draussen stehn

1 Warum willst du draussen stehn,
Du gesegneter des Herrn?
Laß dir bey mir einzugehen,
Wohlgefallen, du mein stern!
Du mein Jesu, meine freud,
Helfer in der rechten zeit,
Hilf, o Heiland! meinem herzen
Von den Wunden, die mich schmerzen.

2 Meine wunden sind der jammer,
Welchen oftmals tag und nacht
Des gesetzes starker hammer
Mir mit seinem schrecken macht,
O der schweren donner-stimm!
Die mir Gottes zorn und grimm
Also tief ins herze schläget,
Daß sich all mein bLut beweget.

3 Dazu kommt des teufels lügen,
Der mir alle gnad absagt,
Als müßt ich nun ewig liegen
In der hölle, die ihn plagt:
Ja auch, was noch ärger ist,
So zermartert und zerfrißt
Mich mein eigenes gewissen
Mit vergiften schlangen-bissen.

4 Will ich dann mein elend lindern
Und erleichtern meine noth
Bey der welt und ihren kindern,
Fall ich vollends in den koth:
Da ist trost, der mich betrübt,
Freude, die mein unglück liebt,
Helfer, die mir herzleid machen,
Güte freunde, die mein lachen.

5 In der welt ist alles nichtig,
Nichts ist, das nicht kraftlos wär.
Hab ich hoheit, die ist flüchtig;
Hab ich reichtum, was ists mehr,
Als ein stücklein eitler erd?
Hab ich lust, was ist sie werth?
Was ist, das mich heut erfreuet,
Das mich morgen nicht gereuet?

6 Aller trost und alle freude
Ruht in dir, Herr Jesu Christ;
Dein erfreuen ist die weide,
Da man sich recht fröhlich ißt.
Leuchte mir, o freuden-licht!
Ehe mir mein herze bricht,
Laß mich, Herr, an dir erquicken,
Jesu, komm, laß dich erblicken.

7 Freu dich, herz, du bist erhöret,
Jetzo zieht er bey dir ein,
Sein gang ist zu dir gekehret,
Heiß ihn nur willkommen seyn,
Und bereite dich ihm zu,
Gib dich ganz zu seiner ruh,
Öefne dein gemüth und seele,
Klag ihm, was dich drück und quäle.

8 Was du böses hast begangen,
Das ist alles abgeschafft.
Gottes liebe nimt gefangen
Deiner sünden macht und kraft.
Christi sieg behält das feld,
Und was böses in der welt
Sich will wider dich erregen,
Wird zu lauter glück und segen.

9 Alles dient zu deinem frommen,
Was dir bös und schädlich scheint,
Weil dich Christus angenommen
Und es treulich mit dir meynt:
Bleibst du dem nur getreu,
Ists gewiß und bleibt dabey,
Daß du mit den engeln droben
Ihn dort ewig werdest loben.

Text Information
First Line: Warum willst du draussen stehn
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der Zukunst Christi ins Fleisch; Advent
Notes: Mel. Werde munter mein.
Tune Information
(No tune information)



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