455. Ist Gott für mich, so trete

1 Ist Gott für mich so trete
Gleich alles wider mich,
So oft ich sing und bete,
Weicht alles hinter sich.
Hab ich das haupt zum freunde,
Und bin geliebt bey Gott,
Was kan mir thun der feinde
Und widersacher rott?

2 Nun weiß und glaub ich veste,
Ja ruhm auch ohne scheu,
Daß Gott, der höchst und beste,
Mir gänzlich günstig sey,
Und daß in allen fällen
Er mir zur rechten steh,
Und dämpfe sturm und wellen,
Und was mir bringet weh.

3 Der grund, drauf ich mich gründe,
Ist Christus und sein blut,
Das machet, daß ich finde
Das ew'ge wahre gut.
An mir und meinem leben
Ist nichts auf dieser erd,
Was Christus mir gegeben,
Das ist der liebe werth.

4 Mein Jesus ist mein ehre,
Mein glanz und schönstes licht,
Wenn der nicht in mir wäre,
So dürft und könnt ich nicht
Vor Gottes augen stehen,
Und vor dem sternen-sitz,
Ich müßte stracks vergehen,
Wie wachs in feuers hitz.

5 Der, der hat ausgelöschet,
Was mit sich führt den tod,
Der ist der mich rein wäschet,
Macht schneeweiß, was ist roth:
In ihm kann ich mich freuen,
Hab einen heldenmuth,
Darf kein gerichte scheuen,
Wie sonst ein sünder thut.

6 Nichts, nichts kann mich verdammen,
Nichts nimt mir meinen muth;
Ich fürchte nicht die flammen,
Der höllen heisse glut:
Kein urtheil mich erschrecket,
Kein unheil mich betrübt,
Weil mich mit flügeln decket
Mein Heiland, der mich liebt.

7 Sein Geist wohnt mir im herzen,
Regieret meinen sinn,
Vertreibet furcht und schmerzen,
Nimt allen kummer hin:
Giebt segen und gedeyen
Dem, was er in mir schafft,
Hilft mir das abba schreyen
Aus aller seiner kraft.

8 Und wenn an meinem orte
Sich furcht und schrecken find't,
So seufzt und spricht er worte,
Die unaussprechlich sind
Mir zwar und meinem munde,
Gott aber wohl bewust,
Der an des herzens grunde
Ersiehet seine lust.

9 Sein Geist spricht meinem geiste
Das süsse trost-wort zu,
Wie Gott dem hülfe leiste,
Der bey ihm suchet ruh,
Und wie er hat erbauet
Ein edle neue stadt,
Da aug und herze schauet,
Was es geglaubet hat.

10 Da ist mein theil und erbe,
Mir prächtig zugericht,
Wenn ich gleich fall und sterbe,
Fällt doch mein himmel nicht,
Muß ich auch gleich hier mit weinen
Oft essen thränen brodt;
Mir wird die sonne scheinen;
Mein Heil hilft aus der noth.

11 Wer sich mit dem verbindet,
Und schenket ihm sein herz,
Der wird verfolgt und findet,
Wie ihn mit angst und schmerz,
Die feinde täglich plagen:
Er kommt in hohn und spott,
Er höret sie oft fragen:
Wo ist denn nun dein Gott?

12 Das ist mir nicht verborgen,
Doch bin ich unverzagt,
Gott will ich lassen sorgen,
Dem ich mich zugesagt:
Es koste leib und leben,
Und alles was ich hab,
An ihm will ich vest kleben
Und nimmer lassen ab.

13 Die welt die mag zerbrechen,
Du stehst mir ewiglich,
Kein brennen, hauen, stechen,
Soll trennen mich und dich;
Kein hunger und kein dürsten,
Kein armuth, keine pein,
Kein zorn des grossen fürsten
Soll mir ein hindrung seyn.

14 Kein engel, keine freuden,
Kein thron, noch herrlichkeit:
Kein lieben und kein leiden,
Kein angst und fährlichkeit,
Was man nur kann erdenken,
Es sey klein oder groß,
Der'r keines soll mich lenken
Aus deinem arm und schooß.

15 Mein herze geht in springen,
Und kan nicht traurig seyn,
Ist voller freud und singen,
Sieht lauter sonnenschen.
Die sonne die mir lachet,
Ist mein Herr Jesus Christ,
Das, was mich singen machet,
Ist, was im himmel ist.

Text Information
First Line: Ist Gott für mich, so trete
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der Rechtfertigung und dem daher entstehenden Frieden; Justification and the Resulting Peace
Notes: Mel. O haupt voll blut u.
Tune Information
(No tune information)



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