Hymnal: Erbauliche Lieder-Sammlung #301 (1826) Topics: Christian Life and Change Lyrics: 1 O durchbrecher aller bande!
Der du immer bey uns bist,
Bey dem schaden, spott und schande
Lauter lust und himmel ist:
Uebe ferner dein gerichte
Wider unsern Adams-sinn,
Bis uns dein so treu gesichte
Führet aus dem kerker bin.
2 Ists doch deines Vaters wille,
Daß du endest dieses werk;
Hierzu wohnt in dir die fülle
Aller weisheit, lieb und stärk,
Daß du nichts von dem verlierest,
Was er dir geschenket hat,
Und es von dem treiben führest
Zu der süssen ruhe-statt.
3 Ach, so mußt du uns vollenden,
Weillst und kanst ja anders nicht,
Dennn wir sind in deinen händen,
Dein herz ist auf uns gericht't,
Ob wir wohl vor allen leuten
Als gefangen sind geacht't,
Weil des creutzes niedrigkeiten
Uns veracht und schnöd gemacht.
4 Schau doch aber unsre ketten,
Da wir mit der creatur
Seufzen, ringen, schreyen, beten,
Um erlösung von natur,
Von dem dienst der eitelkeiten,
Der uns noch so harte drückt,
Ungeacht der geist in zeiten
Sich auf erwas bessers schickt.
5 Ach! erheb die matten kräfte
Sich einmal zu reissen los,
Und durch alle welt geschäfte
Durchgebrochen stehen bloß;
Weg mit menschenfurcht und zagen,
Weich vernunsts- bedenklichkeit
Fort mit scheu vor schmach und plagen
Weg des fleisches zärtlichkeit.
6 Herr! zermalme, brich und reisse
Die verboßte macht entzwey,
Denke, daß ein armer mensche
Dir im tod michts nütze sey.
Heb' ihn aus dem staub der sünden,
Wirf der schlangen brut hin aus,
Laß uns wahre freyheir finden
In des Vaters hochzeit-haus.
7 Wir verlangen keine ruhe
Vor das fleisch in ewigkit.
Wi du's nöthing findst, so thue
Noch vor unsre abschieds zeit:
Aber unser geist der bindet
Dich im glauben, läßt dich nicnt,
Bis er dier erlösung findet,
Da ihm zeit und maaß gebricht.
8 Herrscher, herrshe, sieger sige,
König, brauch dein regiment.
Führe deines reiches kriege
Mach der sclaverey ein end,
Laß doch aus der grub die seelen,
Durch des neuen bundes blut;
Laß unds länger nicht so quälen,
Denn du meynsts mit uns ja gut.
9 Haben wir uns selbst gesangen
In lust und gefälligkeit,
Ach, so laß uns nicht stets hangen
In dem tod der eitelkeit,
Denn die last treibt uns zu rufen,
Alle schreyen wir dich an.
Zeig doch nur die ersten stufen
Der gebrochnen Freyheits-bahn.
10 Ach, wie theuer sind wir erworben,
Nicht der menschen kenct zu seyn:
Drum, so whr du bist gestorben,
Mußt du uns auch nachen rein,
Rein und frey und ganz vollkommen,
Nach dem besten bild gebildt.
Der hat gnad um genommen,
Wer aus deiner füll sich füllt.
11 Liebe, zieh uns in dein sterben,
Laß mit dir gecreutzigt seyn,
Was dein reich nicht kan ererben,
Führ, ins Paradies uns ein.
Doch, wohlan, du wirst nicht säumen,
So wir nur nicht lästig seyn,
Werden wir doch als wie träumen,
Wann die freyheit bireht herein.
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O durchbrecher aller bande!