1 Die treue siegt und wird gekrönet,
Die vest an Gott und Jesu hält:
Sie wird nur hier, nicht dort vehöhnet,
Und wenn einst alles bricht und fällt;
So bleiber der, der treu geblieden,
Und den kein sturm von dem getrieben,
Der auch durch noth und tod gekämpft;
Und wil er nie zurück gegangen,
Ein unbeweglich reich empfangen,
So bald er höll und tod gedämpft.
2 Dis ist der führer der getreuen,
Sein vorbild lockt und stärket sie,
Er weiß sie innigst zu erfreuen,
Bey aller noth und sauren müh:
Er ist der weinstock, sie sind reben;
Was ihnen fehlet, kan er geben;
Und wer sich niemals von ihm trennt,
Dem fehlen nie des lebenssäfte,
Er merkt bey jeglichem geschäfte,
Daß ihn sein treuer Heiland kennt.
3 Er gönnet andern größre gaben,
Nur braucht er sein verliebnes pfund:
Er will aus faulheit nichts vergraben,
Und macht durch wort und werke kund,
Sein auge sey auf Gott gerichtet;
Was aber falsche klugheit dichtet,
Sey seiner seelen fluch und wust.
Hingegen Jesu riche vermehren,
Und ihn, trotz welt und satan, ehren
Bleibt stets sein zweck auch seine lust.
4 Bey solchem sinn, auf solchem wege
Bleibt Gott ihm herzlich zugethan;
Der geht bey treuer seelen-pflege
Getrost auf angewies'ner bahn.
Weil Jesus, der ihn fürht und wecket,
Ihm immermehr sein herz entdecket,
Je mehr er sich ihm einverleibt.
Sein schiff behält den mast und ruder,
Dieweil sein erstgeborner bruder
Für wahre treu ihm treu verbleibt.
5 Was dieses bündniß mit sich führet,
Begreift kein sinn, der irrdlich heißt,
Und was ein christ für labsal spüret,
Den Gott von seiner tafel speis't
Mag zwar auf dieser finstern erden
Bezeugt, doch nicht verstanden werden,
Es sey dann, daß mans selbst erfährt
Sprecht, seelen, die ihr was erfahren,
Und nennts, der worte zu ersparen,
dei reinste lust, so ewig währt.
6 O süsser stand getreuer seelen!
Wer kennet dich, und liebt dich nicht!
Gesetzt, das hier noch jammer-hölen,
Darin es oft an trost gebricht;
Gesetzt, die welt kan die nicht leiden,
Die sie samt ihrem unflath meiden,
Und Jesu treu ergeben sind.
Spott, schmach unc schmerz kan dem nicht schaden,
Der hier bey Gott in schutz und gnaden,
Und dort ein lönigreich gewinnt.
7 O merker dis, ihr falschen geister,
Die ihrs mit Gott nicht redlich meynt:
Die schlange selbst ist euer meister,
Des teufels sinn, was klugheit schein.
Je länger ihr hier wankt und hinket,
Und treulos eure faulheit schminket,
Je näher tritt der fluch herbey,
Ihr wolt nicht welt, nicht himmel hassen;
Doch eins von beyden müßt ihr lassen.
Auf, prüfet, was zu wählen fey!
8 Ach, treuer Heiland, hilf mir schwachen:
Dem trägen geist gib munterkeit,
Und, um mein herz dir treu zu machen,
Erinnre mich, wie kurz die zeit,
Und wie mein leben nur verschwendet,
Das nach dem lauf der welt verwendet,
Und nicht in deinem dienst verzehrt.
Ach, laß mich, was noch übrig retten!
Zerrieß auch die verborgnen ketten.
So noch bisher mein herz beschwert.
10 Die treue siegt und wird gekrönet:
Das zeiget die gekrönte schaar,
Die hier durch Gott, mit Gott versöhnet,
Und Jesu treu ergeben war.
Sie gieng in ihren letzten stunden,
So bald sie völlig überwunden,
Zur freude jenes lebens ein.
Drum, Jesu, hilf, ach laß mich eilen,
Ja binde mich mit liebes-feilen,
Dir unverbrüchlich treu zu seyn.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #625