1 Du armer Pilger wandelst hier
in diesem Jammerthal,
und sehnest dich noch für und für
nach jenem freuden-Saal,
wie mancher Feind begegnet dir,
daß du noch weinest also hier,
Gedult.
2 Geh nur getrost im Glauben fort,
und say nur unverzagt,
und halt dich an das Lebens-Wort,
ob du schon wirst geplagt,
das führt dich sicher durch di Welt,
wann es schon nicht dem Fleisch gefällt,
Gedult.
3 Und ob du auf dem schmalen Weg,
alhier Verspottung leidst,
geh du gerad den rechten Steg,
den breiten Weg nur meid,
ab man dich schon so schehl ansieht,
und oftmals noch must seyn betrübt.
Gedult.
4 Gewiß glaub mir es kommt die Zeit,
daß alles het dahin,
ja aller Kampf und aller Streit,
kommt endlich aus dem Sinn,
dem der im Glauben hier gekriegt,
und alle seine Feind besiegt,
Gedult.
5 Zwar gehts im Streit gar wunderbar,
auf diesem Lebens-Steg
man siehet oftmals kein Gefahr,
ist sie doch nächst am Weg,
das fordert stete Wachsamkeit,
mit Bäten Ringen in dem Streit,
Gedult.
6 Führst du den Streit gleich wieders Fleisch,
und mein'st du hatt'st besigt,
eh' du's versiehst dich's nider reißt,
auf's neue dich's bekriegt;
darum so wache fleh' und hät',
und weiche ja nich von der stätt',
Gedult.
7 Bist du in deinme Glauben schwach,
und oftmals traurenvoll,
sey du darum doch nicht verzagt,
dein Gott der hilft dir wohl,
wann alle Hülf verloren scheint
dein Gott es treulich mit dir meint,
Gedult.
8 Dein Gott führt dich zwar wunderbar,
in dieser Wüsteney,
damit er machet offenbar
was in dem Herzen sey,
damit du lernest recht verstehn,
wie man auf Gott allein muß sehn.
Gedult.
9 Und ob es scheinet noch so hart,
vor deinem alten Sinn,
seh' du auf deinen Heiland dort
das bringet dir Gewinn,
der auch den Weg des Creutzes gieng,
und willig an dem holze hieng.
Gedult.
10 Gedult war Christi Lieberey,
sein' ganze Lebens-Zeit,
die Er bewieß in aller True,
und auch in Gegen-Streit,
er war gedultig allein Lamm,
und ward erwürgt an Creutzes-Stamm.
Gedult.
11 In diesen Spiegel schau du ein,
und sehe dein Gestalt,
denk wie du nich so klein must seyn,
vergiß es nicht so bald,
dein'm Heiland solst du ähnlich seyn,
drum leide willig alle Pein,
Gedult.
12 An der Gestalt da fehlt es dir,
du meine arme Seel,
drum girrest du noch also hier
in dieser Leibes-Höl,
du siehest oftmals selbst dich an,
und findst dich auf der Trauer-Bahn,
Gedult.
13 Und wann du ganz verlassen scheinst,
und siehst dein dunkel Herz,
ja oftermals darüber weinst
in grosser Angst und Schmerz,
du kanst doch nicht dein Helfer syn,
ergib dich willig nur derien,
Gedult.
14 Ey liebe Seele faß nur Muth,
es geht zum Ende zu,
dein' Creutzes-Last wird dir zugut,
du kommest bald zur Ruh,
das Leiden dieser kurzen Zeit
ist ja nicht werth der Herrlichkeit,
Gedult.
Source: Die kleine Harfe: gestimmet von unterschiedlichen lieblichen liedern oder lob-gesängen #37