Ermuntre dich, beklemter Geist

Ermuntre dich, beklemter Geist

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1 Ermuntre dich, beklemter geist,
Und laß dein langes klagen,
Das dir nur muth und kraft entreißt.
Du solst dich einmal wagen
Dich wie ein Adler aufzuschwingen,
Und indes himmels glanz zu dringen,
Weit über sterne, sonn und mond,
Wo Jesus, dein verlöhner, wohnt.

2 Wilst du dein hagres angesicht,
Nur auf dein elend heften?
Was wunder, daß es dir gebricht
An freudigkeit und kräften.
Weg mit den augen von den sachen,
Die deinen kampf nur schwerer machen,
Und da voll glauben hingeschaut,
Wo dir dein Heiland hütten baut.

3 Ist dir das kleinod noch zu klein,
Bis auf das blut zu streiten?
Du solst ein erbe Gottes seyn
Und seiner herrlichkeiten,
Du solst nichs nur von ferne stehen
Und sie wie zMoses Canaan sehen,
Du wohnst darinnen für und für:
Was Jesus hat, das giebt er dir.

4 Angst, klagen, jammer, weh und leid
Wird wie ein rauch verfliegen.
Dur wirst im schooß der ewigkeit
Veranügt und ruhig liegen.
Die thränen, die sich hier ergiessen
Die werden dort nicht weiter stiessen;
Der schweiß, der sich damit vermischt,
Wird von dem Vater abgewischt.

5 Da wirst du zu dem meer geführt,
Das keinen boden kenner,
Wo man im überfluß verspürt,
Was man nur anmuth nennet.
Itzt mußt du dich mit tropfen laben:
Dann wirst du recht und freyheit haben,
Dich gar zu baden in der fluth,
Die dir, o geist, so sanfte thut.

6 Da wirst du deinen Vater sehn,
Und deinen bruder finden.
Es wird dich dessen glanz durch gehn,
Und dessen gluth entzünden.
Du wirst in steter leibe brenne,
Wenn du di schönheit wirst erkennen,
Davor der erden pracht und schein
Nur muß wie todte kohlen sayn.

7 Die engel Gottes werden dich
Als ihren bruder grüssen,
Und dich, o geist, gar süssiglich
In ihre mitte schliessen.
Es werden selbst die Cherubinen
Der grossen braut des Lammes dienen,
Dieweil der könig, der sie liebt,
Ihr gleichen glanz und ehre giebt.

8 Da wirst du sehn die grosse schaar,
Die deinen mittler ehret,
Aus deren mund man immerdar
Das heilig! heilig! höret.
Da wirst du mit an reiben treten,
Das höchste wesen anzubeten.
Des Vaters ruhm, des Lammes preiß
Wird ewig üben deinen fleiß.

9 Was wird da vor ein strom der lust
Durch alle glieder dringen!
Wie wird in der jetzt bangen brust
Das herz vor freuden springen!
Und was die sinne übergebet,
Und dieses lebens werth erhöhet,
Ist, daß desselben süsser schein,
Wird ewig! ewig! ewig seyn.

10 Auf, auf, mein geist! entschliesse dich,
Bis in den tod zu kämpfen,
Brich durch, was dir ist hinderlich,
Und deinen muth will dämpfen.
Wilst du die kron der ehren tragen,
So mußt du was für Jesum wagen,
Es wird die krone, die so schön,
Nur auf dem haupt der sieger stehn.



Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #624

Text Information

First Line: Ermuntre dich, beklemter Geist
Language: German
Copyright: Public Domain

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