1 Herzallerliebster Gott!
der du mir dieses Leben,
Leib, Seele und Vernunft,
aus Gnaden hast gegeben,
regiere doch mein Herz
durch deinen guten Geist,
daß er in allem Thun
mir kraft und Beistand leist.
2 Hilf, daß cih allzeit
des Fleisches Lüste weide,
hingegen, emsiglich
des Geistes Werke treibe,
und gute Ritterschaft
ausübe, auch dabei
in Hoffnung immer stark
und fest gegründet sei.
3 Gieb, daß ich als ein Christ,
wie Christus, mich bezeige,
und meine Ohren stets
zu seiner Lehre neige.
Im Glauben stärke mich,
daß ich der argen Welt
nicht solge, wenn sie mich
von deinem Wort abhält.
4 Entzünde du mein Herz,
mit deiner wahren Liebe,
und gieb, daß ich zugleicht
am Nächsten Liebe übe.
Verleihe mir Geduld,
wenn Trübsal bircht herein,
und hilf, daß ich im Glück
demüthig möge sein.
5 Verleihe, daß ich stets
nach deinem Reiche ringe,
auf daß sein Segen stets
zu mir herunter dringe:
wer nach dem Ewigen
vor allen Dingen tracht't,
der wird auch wohl mit dem
was zeitlich ist, bedacht.
6 Haß, Falschheit, Uebermuth,
und Heuchelei darneben
laß ja an mir nicht sein,
in meinem ganzen Leben:
List, Unrecht, Frevel, Geiz
und Unbarmherzigkeit
sei ferne weg von mir
o Gott! zu aller Zeit.
7 Mit deiner rechten Hand,
Herr, wollest du mich leiten,
und schützen tag und Nacht,
daß meine Tritt nicht gleiten:
du wollest meine Burg
und Schutz in Nöthen sein,
wenn ich in meinem Amt
ausgehe oder ein.
8 Zuletzt erlöse mich
von allem kreuz und Leiden,
und wenn ich soll einmal
von dieser Welt abscheiden,
so stehe du mir bei
mit deiner Gnadenhand,
und führe mich hinauf
ins rechte Vaterland.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #423