1 Herzog unster seligkeiten,
Zieh uns in dein heiligthum,
Da du uns die stätt bereiten,
Und hier im triumph herum,
Als deine erkauste, sieg-prächtig willst führen:
Laß unsre bitter dein herze jetzt rühren,
Wir wollen dem Vater zum opfer darstehn,
Und in der gemeinschaft der leiden hingehn.
2 Er hat uns zu dir gezogen,
Und du wieder zu ihm hin:
Liebe hat uns überwogen,
Das an dir hängt muth und sinn;
Nun wollen wir gerne mit dir auch absterben
Dem ganzen natürlichen seelen-verderben.
Ach pflanze und setz uns zum tode hinzu,
Sonst finden wir ewig kein leben noch ruh.
3 Aber hir erdenkt die schlange
So viel ausflucht überall;
Bald macht sie dem willen hange;
Bald bringt sie die lust zu fall.
Es bleibet das leben am kleinsten eit kleben,
Und will sich nicht völlig zum sterben hingeben:
Es schützet die besten absichten noch vor,
Und bauet so höhen und vestung empor.
4 Drum, o schlangen-treter! eile
Führ des todes urtheil aus,
Brich entqwey des mörders pfeile,
Wirf den drachen ganz hinaus;
Ach, las sich dein neues erstandenes leben
In unser verblichenes bildniß eingeben;
Erzeig dich verkläret und herrlich noch hier,
Und bringe dein neues geschöpfe herfür.
5 Kehre die zerstreuten sinnen
Aus der vielheit in das ein,
Daß sie neuen raum gewinnen,
Nur von dir erfült zu seyn.
Ach lege die machten der finsterniß niedier,
Und bringe des geistes verneuten muth wieder,
Der sich aus der fülle der gnaden stets nähr,
Und gegn der Gottheit verächter sich wehr.
6 Stärke deinen zarten saamen,
Den dein männlich alter schaft,
Daß wir hier in Jesu namen
Stehn vor Gott in jünglings kraft,
Den bösewicht völlig in dir zu besiegen,
Daß endlich die feinde zun süssen da liegen:
So soll aus dem tode das leben entstehn,
Und hier noch in völliger mannehit aufgehn.
7 Lebe denn, und lieb, und labe
In der neuen creatur,
Lebensfürst, durch deine gabe,
Die erneuerte natur.
Erwecke dein paradies wieder im grunde
Der seelen, und bringe noch näher die stunde,
Da du dich in allen den gliedern verklärst,
Sie hier noch des ewigen lebens gewährst.
8 Sönne uns noch frist auf erden,
Zeugen deiner kraft zu seyn,
Deinem bilden gleich zu werden
Im tod, und zu nehmen ein
Des lebens vollkommene freyheit und rechte
Als eines vollendeten heilands geschlechte.
Der unglaub mag denekn: wir bitten zu viel;
so thust du doch über der bitten ihr ziel.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #342
First Line: | Herzog unsrer Seligkeiten |
Author: | Gottfried Arnold |
Language: | German |
Copyright: | Public Domain |