1 Hilf, erbarmer! schaue her,
HUore meine bange klage;
Ich ben arm und gnaden-leer,
Gründlich brücks mich neue plage,
Eigenliebe, unbestand
Reisse mich aus deiner hand.
2 Wenn erscheint der tag einmal!
Da ich dich ˍerr nicht betrübe,
Daß schon hier im jammerthal
Ich dich unverrüket liebe;
Wenn zerbricht die starke kraft,
Der verdebten leidenschaft.
3 Seufzend such ich neue huld;
Schenke deinem kinde stärke,
Hebe durch dien blut die schuld,
Baue deiner gnade werke,
Doch einmal in mir recht auf;
Fördre meinen pilgrims lauf.
4 Oft erscheinen mir zum trost
Grunden da ich dich empfinde,
Da der feind umsonst erboßt
Drohet deinem armen kinde;
Da den scharfen kampf und krieg
Deine allmacht krönt mit sieg.
5 Da der nue belebte geist
Heiß im lob und dank entzücket
Sich gewaltig dem entreißt,
Das ihm oft das ziel verrücket;
Da des neuen wesens macht
Ihn mit neuem glanz anlacht.
6 Aber eiland fliehn dahin
Diese göttlich süssen stunden;
Mein erschrockner blöder sinn
Fühlet schmerzlich neue wunden,
Kämpft mit dürre, lauigkeit,
Spüret hang zur sicherheit.
7 Bald flammt eignes feuer auf
Von natur-kraft angeblafen;
Bald hemmt meinen himmelslauf
Ungeduld, des zornes tafen,
Glaubens-mangel, eigenheit,
Menschenfurcht und blödigkeit.
8 Wenn ich kaum vom fall aufstand,
Fiel ich unvermuthet wieder;
Mich erhebet deine huld,
Und ich sinke wieder neider;
Mein verdorbnes fleisch zerbricht
Was der geist in mir verricht't.
9 Dir Herr Jesu seys geklagt,
Wie des leibes tod mich drucket;
Traurig hab; ich oft gefragt
Kummervoll in staub gebücket:
Ach wer bricht und reisset doch
Einmal dieses harte joch?
10 Du, o Heiland, mußt es thun,
Siebt, meine kräfte schwinden;
Wie ich bin, kan ich nicht ruhn,
Tilge du die macht der sünden;
Führe mich an deiner hand,
Bringe mich ins vaterland.
First Line: | Hilf, Erbarmer, schaue her |
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