1 Jammer hat mich ganz umgeben,
Elend hat mich angethan,
Trauren heiße mein kurzes leben,
Trübsal fürht mich auf den plan.
Gott der hat mich gar verlassen,
Keinen trost weißi ich zu fassen,
Hier auf dieser unglücks bahn.
2 Ich bin leider weggetrieben
Von des Herren angesicht,
Als ich ihn allein zu lieben
Nicht gedacht an meine pflicht,
Drum muß ich so kläglich stehen,
Doch es ist mir recht geschehen,
Mein Gott rief, ich hört ihn nicht.
3 Ach mein schäfflein will versinken,
Recht auf diesem sündenmeer,
Gottes grimm läßt mich ertrinken,
Seine hand ist viel zu schwer.
Ja, mein schifflein läßt sich jagen,
Durch verzweiflungs, angst und plagen,
Ganz entankert hin und her.
4 Gott hat meiner ganz vergessen,
Weil ich nicht an ihn gedacht,
Meine sünd hat er ermessen
Und sich meinen feind gemacht,
Daß ich ringen muß die hände,
Sein erbarmen hat ein ende,
Schier bin ich zur höllen bracht.
5 Wo ist rath und trost zu finden,
Wo ist hülf in dieser noth,
Herr, wer rettet mich von sünden,
Wer erlöset mich vom tod?
Ich gedenke zwar der zeiten,
Da du pflegst für uns zu streiten,
Wenn wir in der grösten noth.
6 Aber nun hat sich geendet
Deine lieb und grosse treu,
Ach! dein herz ist abgewendet,
Und dein grimm wird täglich neu,
Du bist gar von mir gegengen,
Nur dein zorn hält mich gefangen,
Ich verschwinde wie die spreu.
7 Höllen-angst hat mich getroffen,
Mein gewissen quälet mich,
Kein erlösung ist zu hoffen,
Ich empfinde todes-stich,
Und ein unaufhörlichs sterben,
Herr, ich eile zum verderben,
Ich vergehe jämmerlich.
8 Grauen hat mich überfallen,
Zittern hat mich angesteckt,
Ich kan kaum, mein Gott! noch fallen,
Angst und furcht hat mich bedeckt,
Ach! ich wandle jetzt die strassen,
Da ich mich muß martern lassen.
O wie wird mein geist erschreckt!
9 Will mir denn kein trost erscheinen,
Spühr ich gar kein gnaden-licht!
nein, vergeblich ist mein weinen,
Mein gebet das hilft mir nicht:
Ueber mich, verlaßnen armen,
Will kein helfer sich erbarmen,
Ich bin todt, mein herze bricht.
10 Liebste seel! hör auf zu schreyen,
Deines klagens ist zu viel,
Nach dem traurren kaommt das freuen,
Herzens-angst hat auch ihr ziel.
Wechsel ist in allen sachen,
Nach dem heulen kommt das lachen,
Gott, der treibt mit dir sein spiel.
11 Ist dein Heiland von dir gangen.
Er wird wieder kommenschon,
Und mit freuden dich umfangen,
Recht wie den verlornen sohn.
Hat dein liebster dich verlassen?
Ey so kan er dich nicht hassen,
Seine güt ist doch dein lohn.
12 Hat dich Gott dahin gegeben,
Daß dich satan sichten soll,
Und das creutz dich macht behen:
Meynet er doch alles wohl,
Diß sind siner liebe zeichen;
Die doch keiner kan erreichen,
Wenn er nicht ist glaubens-voll.
13 Ob dich dein gewissen naget,
Ob dein geist bekümmert ist,
Ob der höllen furcht dich plaget,
Ob dich schreckt das teufels list:
Traure nicht, Gott wird es wenden,
Und dir grosse lind'rung senden,
Wenn du nur geduldig bist.
14 Moses hat dis auch erfahren,
Und sein bruder Aaron,
Noah und die mit ihm waren,
Sahen nicht die gnaden-sonn:
David, Joseph und elias,
Petrus, Paulus und Tobias,
Trugen auch ihr theil davon.
15 Sey zufrieden, lieben seele!
Willig trägst du solche last,
Hier in dieser unglücks-höle
Weiß man doch von keiner rast:
Drum so stille nur dein zagen,
Und bedenk, es sind dir plagen,
Die du längst verdienet hast.
16 Brausen jetzt die wasser-wagen,
Morgen ändert sich das meer,
Ist dir heut die freud enzogen,
Morgen kommt sie wieder her.
Ist dir aller trost entgangen,
Sey zutrieden, dein verlangen
Wird erfüllet nach begehr.
17 Was betrübst du dich mit schmerzen,
Stille doch und hart auf Gott,
Danken will ich ihm von herzen,
Daß ich werde nicht zu spott!
Ob er mich gleich würde tödten,
Hilft er mir dennoch aus nöthen,
Er, der starke Zebaoth.
18 Rette mcih durch Jesu leiden
Aus der höllen grausamkeit;
Hilf mir, daß ich bald mit freuden,
Dir zu dienen sey bereit,
Gib du mir des Geistes gaben,
Daß sie mir die seele laben,
Dann bin ich gestärkt zum streit.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #391