1 Keuscher Jesu, hoch von adel,
Unbeflecktes Gottes Lamm,
Züchtig, heilig, ohne tadel,
Du mein reiner bräutigam!
O du krone keucher jugend!
Schenke mir die reine tugend,
Daß ich theild, keusch und rein,
Wie du warest, möge seyn.
2 Darf ich dir in wehmuth kalgen
Meinen tiefen jammerstand?
Ach, fast schäm ich michs zu sagen:
Doch dir ist es schon bekant,
Wie meine ganzes herz bestecket,
Und ganz voll von unflath stecket,
Der den geist, wie tödtend gift,
Schon von mutter leibe trift.
3 Mir ist, Jesu, angeboren
Sündenwust, umreinigkeit,
Aber du bist auserkohren,
Unbeflecket ist dein kleid;
Du hast nichts von dem verderben,
Das die menschen-kinder erden;
Du bist von dem reinen Geist,
Den der himmel heilig preißt.
4 Was natur in mir verdoben,
hat der reine keuschehitsruhm
Deiner menschheit mir erworben,
Denn du bist mien eigenthum,
O du unbeflcktes wesen!
Laß mich doch durch dich genesen:
Mehr als engel-reines Lamm,
Tilge meinen sünden schlamm.
5 Hat was böses angestiftet
Dieser abgrund schnöder lust,
Und mir leib und seel vergiftet,
Wie dier alles wohl bewußt,
Weil begierden und geberden
Leichtlich angeflammet werden,
Wo der reine Gottes Geist
Nicht im herzen meister heißt;
6 O so wollst du mich vertreten,
Du, der sünder gnaden-thron;
Deine thränen, Herr, dein beten
Tilge den verdienten lahn:
Soll es nach dem rechte gehen,
O! so ists um mich gescheben,
Dein für mich vergoßnes blut
Sey für diese wunden gut!
7 Sollen nur dein antlitz schauen,
Die von herzen keusch und rein;
O, so werden ja mir grauen
Sinken zu der höllen pein,
Die mit unverschämtem herzen
Ihre reinigkeit verscherzen
Drum, Herr Jesu! steh mir bey,
Mach mich dieser hande frey.
8 Wird mirs nicht von oben geben
Deiner gnade überfluß,
So kan ich nicht züchtig leben;
O! drum fall ich dir zu fuß.
Du mußt reine herzen schaffen,
Rieche mir der keuschheit wassen:
Ach! mein Heiland, stoß mich nicht
Weg von deinem angesicht.
9 Gib, daß unverfälschter glaube
Mich vom unflat mache rein,
Und der Geist, die reine taube
Rahm mein herz zur wohnung ein;
Laß mich stets in busse kampfen,
Und die bösen lüste dämpfen,
Auch die neue creatur
Zeige mir die keuschheits spur.
10 Hilf, daß satan nicht besitze
Mich als sein unreines haus,
Noch mit seiner glut erhitze;
Treib ihn völlig von mir aus,
Daß er nicht den leib anstecke,
Geist und seele nicht beflecke;
Halt von seiner teufeley
Mir auch die gedanken frey.
11 Alle schnöde unzuchts-flammen
Hilf, durch deine Gotteskraft,
In mir tilgen und verdammen:
gib, was zucht und ehre schaft:
Meine lenden, meine nieren
Laß den gurt der keuschehit zieten;
Reiner zweig aus Davids stamm,
Sey allein mein bräutigam.
12 Fasse mich mit deiner liebe,
Und vermähle dich mit mir,
Laß mein herz mit keuschem triebe
Seyn erfüllet für und für:
Meine sinnen und gedanken
Halt stets in zucht und schanken!
Deine keusche liedesglut
Ist stets vor verfuhrung gut.
13 Hilf, daß ich an deinem leibe,
O mein auserwähltes licht!
Stets ein reines glied verbleibe:
Ach, verhüte, daß ich nicht
Durch veführische geberden
Mög ein glied des satans werden:
Laß mich seyn ein rein gefäß,
Deiner herrlichkeit gemäß.
14 Mache mich zur saubern hütte,
Da du gehest aus und ein,
Hilf, daß ich niemals verschutte
Deiner gaben glanz und schein;
Laß mich ja das nicht verlieren
Womit du mich wollen zieren;
Laß mich, dir zum preis allein,
Dien verschloßner garte seyn.
15 Laß mich zucht und keuschheit scheiden
Von unsaubter geister schaar,
Wie auch von unreinen heiden:
Setze du mich ganz und gar,
Dir zum vesten pfand und siegel,
Sey mir ein verwahrter tiegel:
Laß mich, Jesu, dir allein
Und sonst niemand offen seyn.
16 Mach in keuscher glaubenstreue
Mich dir gänzlich angenehm,
Daß mich nicht als koth auspeye
Dort dein neu Jerusalem;
Diese thore, diese gassen
Können nichts unreines fassen:
Wer den pallast will besehen,
Der muß weiß gekleider gehn.
17 Hilf, daß ich dir mög anhangen,
Als ein geist, ein herz, ein leib,
Auch ganz innig dich umfangen,
Und dir stets vereinigt bleib;
Ja recht brünstig dir nachlaufe,
Weil schon in der heilgen taufe
Du zu wahrer heiligkeit
Mich gewaschen und geweiht.
18 Weil du meinen leib willst ehren,
Daß er dir ein tempel sey,
Und den gänzlich willst verheeren,
Der denselben birhct entzwey:
Also sey, was du geehret,
Nie durch unkeuschhiet zerstöret;
Alles, alles bleibe rien,
Was dir soll ein tempel seyn.
19 Nun, mein liebster, der du weidest
Unter rosen reiner zucht,
Keine geilheits-nesseln leidest,
Dein kuß reine lippen sucht:
Du solt stets, vor andern allen
Meinen augen wohl gefallen;
Laß denn auch bey mir nichts ein,
Was dir könte widrig seyn.
20 Du hast dich mit mir vermählet,
Dein Geist ist mein unterphand,
Auch ich habe dich erwählet,
Und mit herzen, mund und hand
Meine treue dir geschwaren,
Dich allein hab ich erkohren:
Es wiss' alle creatur:
Jesum, Jesum lieb ich nur.
First Line: | Keuscher Jesu, hoch von Adel |
Author: | Jacob Baumgarten |
Language: | German |
Copyright: | Public Domain |