1 Komm, mein Herz, in Jesu leiden!
deinen Hunger satt zu weiden,
und ertränk dein sehnlich Dürsten
in dem Blut des Lebensfürsten.
Daß ich einen Heiland habe
und in seinem Heil mich labe,
und in sein Verdienst mich kleide;
das ist meines Herzens Freude.
2 Zwar ich hab ihn alle Tage,
wenn ich in sein Blut mich wage.
er ist auf der Himmelsreise
täglich mein Getränk und Speise;
daß ich einen Heiland habe,
bleibt mein Alles bis zum Grabe,
und ich mag nichts anders wissen
als sein Leiden zu genießen.
3 Dennoch will ich mit Verlangen
auch sein Abendmahl empfangen;
hier darf Seel und Leid ihn essen,
und so kann ichs nicht vergessen:
daß ich einen Heiland habe,
der am Kreuz und in dem Grabe,
wie sein Wort mir sagt und schreibet,
mein Erlöser war und bleibet.
4 Weil der Unglaub uns besessen,
kann man nichts so leicht vergessen,
als den Tilger unsrer Sünden
ja, auch mir will's oft verschwinden:
das ich einen Heiland habe,
und dann weiß ich keine Gabe
zur Versöhning darzubringen;
meine Schuld muß mich verschlingen.
5 Ach, wie werd ich da so müde.
wie entweicht der süße Friede;
Sünd und Welt kann mich verwunden,
wenn mir dieses Licht verschwunden:
daß ich einen Heiland habe,
der mit seinem Hirtenstabe
sanft und mild und voll Vergeben,
mir nichts ist, als Heil und Leben.
6 O ich Sünder, ich Verdammter
und von Sünder Abgestammter!
was wollt ich vom Troste wissen,
wäre dieses weggerissen:
daß ich einen Heiland habe,
dessen Blut mich Sünder labe.
Besser wär es nie geboren,
als dies theure Wort verloren!
7 Sei gesegnet ewge Liebe!
daß du mir aus treuem Triebe,
da das Mißtraun mich vergiftet,
solch ein Denkmal selbst gestiftet:
daß ich einen Heiland habe,
der den Gang zum Kreuz und Grabe,
ja den Sprung ins Todes Rachen,
gern gethan, mich los zu machen.
8 Heilges Brod, sey mir gesegnet!
weil er mir mit dir begegnet,
dessen Leichnam voller Wunden,
die Erlösung ausgefunden.
Daß ich einen Heiland habe,
der erblaßt und todt im Grabe,
auch für meine Schuld gelegen:
will ich schmecken und erwägen!
9 Heilger wein, sei mir gesegnet!
denn, wir Christi Blut geregnet
zur Vergebung aller Sünden,
das will ich in dir empfinden.
Daß ich einen Heiland habe,
der die dürren Seelen labe:
wie kann mir das fremde dünken?
hab ich doch sein Blut zu trinken!
10 Er befiehlt's, mich satt zu essen;
meines Jammers zu vergessen;
er gebeut's, mich satt zu trinken;
ganz in Freude zu versinken:
daß ich einen Heiland habe,
der sich selbst zur Opfergabe,
ja, sein Opfer mir zum Leben,
um zur Speis und Trank gegeben.
11 Gott! was brauch ich mehr zu wissen?
ja, was will ich mhr geniessen?
wer kann nun mein Heil ermessen?
werd ich das nur nicht vergessen:
daß ich einen Heiland habe,
ich bin frei vom Tod und Grabe.
wenn mich Sünd und Hölle schrecken;
so wird mich mein Heiland decken.
12 Ja, mein Heiland, den ich nehme,
weil ich mich nicht knechtisch schäme!
Nehmet hin! so rufst du allen;
darum soll eslaut erschallen:
daß ich einen Heiland habe
und an ihm mich muthig labe.
Trotz den Feinden, die mich hassen!
ich will mich nicht stören lassen.
13 Will hinfort mich erwas quälen,
oder wird mir erwas fehlen,
oder wird die Kraft zerrinnen:
so will ich mich nur besinnen,
daß ich einen Heiland habe,
der vom Kripplein bis zum Grabe,
bis zum Thron, wo man ihn ehret,
mir, dem Sünder zugehöret.
Source: Evang.-Lutherisches Gesangbuch #302