Die Braut:
1 Liebster aller Lieben,
meiner Seelen Ruhm,
dem ich mich verschrieben
als sein Eigenthum:
ich bin krank für Liebe,
und die starken triebe
jagen mich aus mir
zu dir, o Aarons-Blum!
2 Ich seh daß auf erden
nichts beständig ist,
drum will ich entwerden
diesem Erden-Mist.
Laß die Sinnen schweigen,
die sich abwärts neigen:
Nimm mich aus mir selbst
hin, wo du alles bist.
Jesus:
3 Meine liebe Taube,
auserwählte Braut!
selig ist der Glaube,
der ohn sehen traut;
nimm nur dein Verlangen,
in Geduld gefangen,
und sey ganz gewiß,
daß mein Aug auf dich schaut.
4 Auf der Erden schweben
schadet keinem nicht,
aber irdisch leben,
bricht die Liebes-Pflicht.
Glaube du nur feste,
daß es sey das beste,
was von meiner Hand
dir je und je geschicht.
Die Braut:
5 Amen, Herr! ich glaube,
daß dein theures Pfand
dir wohl niemand raube
aus der treuen Hand:
aber unterdessen
wird mein Herz gefressen,
unter vielem Leid,
durch deiner Liebe Brand.
Jesus:
6 Wilt du mit regieren,
und ohn Leiden seyn?
soll die Kron dich zieren,
ohne alle Pein?
Liebste daß ist eben,
recht das Christen Leben,
wenn der Creutzes-Dorn
tief sticht ins Herz hinein.
Die Braut:
7 Bräutgam meiner Seelen!
dort ist nichts als Freud,
hie muß ich mich quälen
in der Eitelkeit;
soll ich mich nicht sehnen,
dort zu stehn bey denen,
die nun nimmermehr
berühret Quaal und Leid?
Jesus:
9 Fliegende Gedanken,
rufen denen Sinn,
aus den sichern Schranken
der Verlängnung hin.
Du solt meiner warten,
in dem Creutzes-Garten:
G'nug daß ich doch stets
in, mit und bey dir bin.
Die Braut:
10 Heiland, Freund und König!
ich erkenn aufs neu,
daß ich viel zu wenig
aller deiner Treu.
Ich will deine Lehren
mit Gehorsam ehren,
denn du weist allein,
was mir das Beste sey.
11 Soll ich länger leben,
lebe du in mr,
dir bleib ich ergeben,
beydes dort und hier.
Soll ich aber sterben,
und den Himmel erben,
ey, so fahr ich hin
mit freudiger Begier.
12 O! wie will ich droben,
im Saphirnen Thron,
dich so frölich loben,
o du Gottes Sohn!
wenn ich werde hören
bey den Engel-Chören
in der stolzen Ruh,
den ewigen Jubel-Thon.
24 Ja, auch hier schon singe,
was nur Jesum nennt,
Halleluja bringe,
wer der Heiland kennt!
laßt uns hier im Lieben
und im Loben üben,
biß der müde Geist
sich von der Aschen trennt.
Source: Die kleine Harfe: gestimmet von unterschiedlichen lieblichen liedern oder lob-gesängen #25