1 Wie theuer, Gott, ist deine güte!
Die alle missethat vergibet;
So bald ein reundes gmüteh
Die sunden, die es sonst geliebt,
Erkennt, verdammt und ernstlich haßt,
Und zuversicht zum mittler faßt.
2 O laß mich ja nicht sichre werden!
Weil du so reich an gnade bist.
Wie kurz ist meine zeit auf erden!
Die mir zum heil gegebne first!
Gib daß sie mir recht wichtig sey;
Daß ich sie meiner bessrung weih!
3 Zwar, deine gnade zu verdienen,
Sind reu und beßrung viel zu klein.
Doch, darf sich auch ein mensch erkühnen,
Zu glauben, dir versöhnt zu seyn,
Wenn er noch liebt, was dir mißfällt,
Und nicht dein wort von herzen hält?
4 Nie kanst du dem die schuld erlassen,
Der frevelnd schuld auf schulden häuft.
Der kan kein herz zu Jesu fassen,
Der zwar auf sein verdienst sich steift,
Doch in der sünde noch beharrt,
Dafür er selbst ein opfer ward.
5 Drum fall ich dir, meine Gott zu f¨¨ssen;
Vergib mir gnädig meine schuld,
Und heilt mein verwundt gewissen
Mit trost an deiner vaterhuld.
Ich will mit ernst die sünde scheun,
Und willig dir gehorsam seyn.
6 Daß mit gerectigkeit und stärke
Durch Christum mir geschenket sey
Will ich durch Uubung guter werke
Beweissen, Macht selbst mich treu,
Herr, in der liebe gegen dich!
So dringe stets und leite mich.
7 Laß mich zu deiner ehre laben,
Der du die missethat vergiebst!
Das hassen, was du mir vergeben,
Das lieben was du selber liebst
Laß Vater! mein gewissen rein,
Und heilig meinen wandel seyn.
Source: Erbauliche Lieder-Sammlung: zum gottestdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelische-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten (Die Achte verm. ... Aufl.) #703
First Line: | Wie teuer, Gott, ist deine Güte |
Author: | Johann Friedrich Bahrdt |
Language: | German |
Copyright: | Public Domain |