36. Heiland, meiner Seel

1 Heiland meiner Seel,
schaff daß ich erwähl,
dich dein Creutz in disem Leben,
mich dir ganz darin ergebe,
schaff daß ich's erwähl,
Heiland meiner Seel.

2 Dann dadruch werd' ich,
recht geführt zum Licht,
dann dein ganzes heilig's Leben,
gieng durch viel Creutz, Trübsals-Wege,
dadurch komm auch ich,
zu demwahren Licht.

3 Beut mir deine Hand,
ich bin nicht im Stand,
dir, o Jesu, recht zufolgen,
ahne deine Geistes-Salbe,
darum beut die Hand,
dem der nicht im stand.

4 O Herr Jesu Christ,
wie ist doch dein Licht,
mir in diesen dunklen Zeiten,
weit entfernt und nicht zur Seiten,
schenk mir doch dein Licht,
o Herr Jesu Christ.

5 Ich werd' sehr umstellt,
von dem Geist der Welt,
der sich als ein Lichtes-Engel,
weiß sehr listig zu verstellen,
rette mich, dein Kind,
von dem bös Gesind.

6 Jesu, siehe drein,
das dein Geist allein
nun regier mein ganzes Leben,
gern mit dir in Tod zu gegen,
weil die Zeit vergeht
und nichts drin besteht.

7 Jesu, du, das Wort,
bleibest fort und fort,
durch dich ist alles geschaffen,
was Himmel und Erd umfassen,
alles wird vergehn,
du bleib'st feste stehn.

8 Ach! gib mir Genad,
daß ich deinen Pfad,
mit Verlängnung meiner gehe,
und allein in dir bestehe,
schenk mir die Genad,
daß es mir gerath.

9 Ach! ich schäme mich,
wann ich denk an dich,
wie du hast für mich gerungen,
und Welt Teufel, Tod bezwungen,
ich muß schämen mich,
wann ich denk an dich.

10 Weil ich offt so kalt,
als ein Wild im Wald,
laufe in dem Weltgetümmel,
hab mein Wandel nicht im Himmel,
das mach mir dan bang,
so offt ich denck d'ran.

11 Jesu, ich bitt drum,
komme wiederum,
zeug im Geist mir deine Wunden,
da ich ehmal Heil in funden,
komm doch wiederum,
Jesu, ich bitt drum.

12 Ach! mach mich in eil,
durch dein Liebes-Pfeil,
wieder recht wund in dem Herzen,
auf daß ich recht fühl die Schmerzen,
die dein Liebes-Pfeil,
mir gemacht in eil.

13 O Herr Jesu Christ,
fast kein Wunder ist's,
das so viele Seelen wanken,
und kommen in die Gedanken,
wie du selber sprichst,
mein Herr kommt noch nicht.

14 Dann du schwiegest still
es geh wie es will,
daß man in dem Eigenwillen,
alles kan im Fleisch vollbringen,
weil du schweigest still,
geht es wie es will.

15 Gott gib dein Gericht,
deinem Sohn der ist,
auch ein König auf der Erden,
auf daß bald zerbrochen werden,
alle Satans List,
durch dein recht Gericht.

16 Jesu, rufe doch,
aus dem fremden Joch,
viele Seelen die dich ehren,
Herr du woltest sie bekehren,
daß sie kommen noch,
aus dem fremden Joch,

17 Herr, es liegt auf dir!
rette deine Ehr,
liebster König Jesu Christe,
es hat ja dein Blut gekostet,
ach! drum rett' dein' Ehr,
Herr, es liegt auf dir.

Text Information
First Line: Heiland, meiner Seel
Author: Joh. Naas
Language: German
Publication Date: 1792
Notes: Mel.: Seelen-Bräutigam
Tune Information
(No tune information)



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