239. Herr, deine Treue ist so groß

1 Herr, deine Treue ist so groß,
daß wir uns wundern müssen,
wir liegen vor dir arm und bloß
zu deinen Gnadenfüßen.
Die Bosheit währet immerfort,
und du bleibst doch der treue Hort
und willst uns nicht verderben.

2 Die Sünde nimmet überhand,
du siehest selbst die Schmerzen,
die Wunden sind dir wohlbekannt
der sehr verkehrten Herzen;
die Schulden nehmen täglich zu,
es haben weder Rast noch Ruh,
die dir den Rücken kehren.

3 Dein Auge stehet wider die,
so deiner Wege fehlen
und in dem ganzen Leben hie
den krummen Weg erwählen
und suchen in dem Sündenwust
zu büßen ihre Fleischeslust,
nach dem verderbten Willen.

4 Die Kreatur entsetzet sich
und seufzet frei zu werden,
sie wartet und thut ängstiglich;
der Himmel und die Erden,
die deiner Finger Werke sind,
und was sich in denselben findt,
beweinen solch Verderben.

5 Wir hoffen dennoch fest zu dir,
du werdest uns erhören;
wir flehen, o Gott!,für und für,
du wollest doch bekehren
die sündenvolle blinde Welt,
die sich für so glückselig hält,
da sie zur Höllen eilet.

6 Erbarme dich, o treuer Gott,
der du die Welt geliebet,
die Welt, die ganz in Sünden todt,
in Irrthum dich betrübet;
gieb deinem werthen Worte Kraft,
daß es in solcher Herzen haft',
die hart sind, wie die Felsen.

7 Laß doch die Welt erkennen noch
nit ihren blinden Kindern,
wie sanft und angenehm dein Joch
sei denen armen Sündern,
die fühlen ihre Sündenschuld,
und wenden sich zu deiner Huld,
und deines Sohnes Wunden.

8 Die Heerde, die du hast erwählt,
die setze du zum Segen
und schenke, was ihr annoch fehlt,
zu gehn auf rechten Wegen;
laß deine Treue, Aug und Hand
sein deinen Gliedern wohl bekannt,
die deiner Güte trauen.

9 Ein vater und ein Hirte meint
es treulich mit den Seinen;
du bist noch mehr, als beide seind,
du kanst's nicht böse meinen;
drum trauen wir allein auf dich,;
ach, leite du uns väterlich
nach deinem Rath und Willen.

10 Hier sind wir deine Reben schon,
und freuen uns daneben,
daß du uns wirst die Gnadenkron
in deinem Reich einst geben;
wir hoffen, bald dein Angesicht
zu sehen dort in deinem Licht,
da uns das Lamm wird weiden.

Text Information
First Line: Herr, deine Treue ist so groß
Author: J. Weydenheim (um 1609)
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Die Kirche des Herrn; The Church of the Lord
Notes: Mel. Wo Gott, der Herr, nicht bei
Tune Information
(No tune information)



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