250. Herr, ich habe mißgehandelt

1 Herr, ich habe mißgehandelt,
Ja, mich drückt der sünden-last,
Ich hin nicht den weg gewandelt,
Den du mir gezeiget hast,
Und jetzt wolt ich gern aus schrecken,
Mich vor deinem zorn verstecken.

2 Doch wie könt ich dir entfliehen?
Du wirst allenthalben seyn,
Wolt ich über see gleich ziehen,
Steig ich in die gruft hinein,
Hätt' ich flügel gleich den winden,
Gleichwohl würdest du mich finden.

3 Drum ich muß es nur bekennnen,
Daß ich, Herr, nicht recht gethan,
Darf mich nicht dein kind mehr nennen,
Ach nim mich zu gnaden an!
Laß die menge meiner sünden,
Deinen zorn nicht gar entzünden.

4 Könnt ein mensch den sand gleich zählen,
An dem grossen weiten meer,
So würd' es ihm dennoch fehlen,
Daß er meiner sünden-heer,
Daß er alle mein gebrechen,
Solte wissen auszusprechen.

5 Wein', ach! wein' jetzt um die wette,
Meiner beyden augen bach;
O daß ich gnug zähren hätte,
Zu betrauren meine sach!
O daß aus dem thränen-brunne,
Käm ein starker strom geronnen.

6 Ach, daß doch die heißten fluthen
Ueberschwemten mein gesicht,
Und die augen möchten bluten,
Weil mir wasser sonst gebricht.
Ach, gib dem zerbrochnen herzen
Lindrung in den größten schmerzen.

7 Denn, Herr Jesu, deine plagen,
Dein für mich vergoßnes blut,
Wunden die du lassen schlagen,
Machen meine sache gut;
Drum will ich die angst zu stillen,
Mich in deine wunden hüllen.

8 Dir will ich die last aufhinden,
Wirf sie in die tiefe see;
Wasche mich von meinen sünden,
Mache mich so weiß als schnee.
Laß den guten Geist mich treiben,
Einzig stets bey dir zu bleiben.

Text Information
First Line: Herr, ich habe mißgehandelt
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der wahren Busse und Bekehrung; True Repentance and Conversion
Tune Information
(No tune information)



Suggestions or corrections? Contact us