300. Mein Gott, du weiß am allerbesten

1 Mein Gott, du weißt am allerbesten
Das was mir gut und nützlich sey,
Hinweg mit allen menschen-vesten,
Weg mit dem eigenen gebäu.
Gib, herr, daß ich auf dich nur bau,
Und dir alleine ganz vertrau.

2 Reiß alles aus, aus meiner seelen,
Was dich nicht sucht und dine ehr,
Ja, wolte sich auch was verheelen,
So prüse selbst je mehr und mehr
Die innere beschaffenheit,
Und gib mir herzens-redlichkeit.

3 Daß ich könne in der wahrheit sprechen:
Du bist mein Abba, licht und heil;
Du heilest alle mein gebrechen,
Und schenkest mir an Christo theil,
Du bist mein allerbester freund,
Ders allzeit herzlich mit mir meynt.

4 Denn, kann ich dich nur Vater nenne,
O abgrund der barmherzigkeit,
So muß mir alles nuten können,
Was man sonst heisset creutz und leid:
Dann auch das bittre süsse ist,
Wann du, o Gott, im herzen bist.

5 Drum gib, daß ich recht kindlich gläube,
Und nur sein frisch und unverzagt,
Jedoch in demuth mir zuschreibe,
Was dein so heiligs wort mir sagt.
Dein Geist erkläre meinem geist,
Was deine vater-treue heißt.

6 Du unerschaffnes höchstes wesen,
Hast vor der weit an mich gedacht,
Und da ich gar noch nicht gewesen,
Den liebesvollen schluß gemacht:
Daß ich in Christo dein soll seyn,
Und frey von aller höllen-pein.

7 Dein kind, mein Jesus, hat vollendet,
Was du beschlossen vor der zeit,
Hat schuld und strafen abgewendet,
Und mir geschenkt die seligkeit.
Dein Geist, der mer dis macht bekant,
Ist alles dessen unterpfand.

8 Ich meiß nicht, was ich sons soll sagen,
Von deiner true, die ich verspürt,
Daß du mich hast in meinen tagen
Bis hieher wunderbar geführt.
Ja, dort bey dir in ewigkeit
Ist mir das beste noch bereit.

9 Nun, Herr, ich falle dir zu süssen,
Und hirt, o aller höchstes gut;
Laß mich, wi wachs doch ganz zerfliessen
In dieser deiner liebes-glut,
Ach! gib, daß deine gegen-true
Doch stets in meiner seelen sey.

10 Und weil ich auf so fiele weise,
Mein Vater, bin dein eigenthum,
So gib, daß ich auch dir zum preise
Und deines grossen namens ruhm
Stets diene in gerechtigkeit
Und dir beliebter heiligkeit.

11 Du mußt das gute selbst vollbringen,
In worten, werken und verstand;
Drum reiche wir in allen dingen
Aus gnaden deine Vater-hand,
Denn hier gilt nicht, wer rennen kan,
Bloß kommts auf dein erbarmen an.

12 Legst du was auf, So hilfs auch tragen,
Gib nur geduld in leidens-zeit,
Und sy in gut und bösen tagen
Mein trost, mein rath und meine freud,
Gib demuth, einfalt, lieb und zucht;
Was falsch und hoch ist, sey verflucht.

13 Nun, amen! es sey vest beschlossen,
Nur daˀs des heilgen geistes kraft
Bleib über mir stets ausgegossen,
Als welche alles gute schafft:
So bleibes in ewigkeit dabey,
Daß du mein und ich deine sey.

Text Information
First Line: Mein Gott, du weiß am allerbesten
Language: English; German
Publication Date: 1826
Topic: Vom Christlichen Leben and Wandel; Christian Life and Change
Notes: Mel. Wer nur den lieben G.
Tune Information
(No tune information)



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