1 Hier legt mein sinn sich vor dir nieder
Mein geist sucht seinen ursprung wieder:
Laß dien erfreuend angesicht
Zu meiner armuth seyn gericht.
2 Scha her, ich fühle mein verderben,
Laß mich in dinem tode sterben;
O könte doch in diner pein
Die eigenheit ertödtet seyn!
3 Du wollest, Jesu, meinen willen
Wit dier gelassenheit erfüllen:
Birch der natur gewalt entzwey,
Und mache meinen willen frey.
4 Ich fühle wohl, daß ich dich liebe,
Und mich in deinen wegen übe;
Nur ist von der unlauterkeit
Die liebe noch nicht ganz befreyt.
5 Ich muß noch mehr auf dieser erden
Durch deinen Geist geheiligt werden,
Der sinn mus tiefer in dich gehn,
Der fuß muß undeweglich stehn.
6 Ich weiß mir zwar nicht selbst zu rathen,
Hier gelten nichts der menschen thaten:
Wer macht sein herz wohl selber rein?
Es mu∂ durch dich gewirket seyn.
7 Doch kenn ich wohl dein treues lieben;
Du bist noch immer treu geblieben;
Ich weiß gewiß, du stehst mir bey,
Und machst mich von mir selber frey.
8 Indessen will ich treulich kämpfen,
Und stets die falsche regung dämpfen,
Bis du dir deine zeit erstehst,
Und mich aus solchen netzen ziehst.
9 In hoffnung kan ich frölich sagen:
Gott hast der höllen macht geschlagen,
Gott führt mich aus dem kampf und streit
In seine ruh un sicherheit.
10 Drum will die sorge meiner seelen
Dir, meinem Vater ganz befehlen;
Ach! drücke tief in meinen sinn,
Daß ich in dir schon selig bin.
11 Wenn ich mit ernst hieran gedenke,
Und mich in deinen abgrund senke,
So werd ich von die angeblickt,
Und mein herz wird von dir erquickt.
12 So wächst der eifer mir im streite,
So schmeck ich theils die süsee heute,
Und fühle, daß is wahrheit ist,
Daß du, mein Gott, die liebe bist.