483. Herr Christ, der du allein

1 Herr Christ, der du allein
Die weisheit bist und heissest;
Höchst glücklich ist, den du
Der wissen ohne dich
Ist thorheit, eitler dunst,
Dich kennen ist allein
Der künste höchste kunst.

2 Der höllen finsterniß
Hat mien gemuth verblendet,
Und eitler eingewitz
Hat den verstand geschändet:
Wer führt mich tappenden
Und blinden auf die bahn,
Wo man in ebnem feld
Zur wahrheit wandeln kan?

3 Du Herr, du muß es thun,
Du wahrheit, weg und leben,
Du aller heiden licht,
Der du das licht gegeben
Der welt von anbeginn,
Du reifst den tag hervor,
Und stellst der nacht zum dienst,
Das kleine licht empor.

4 Ich bitt, o sonne! dich,
Geh auf in meine seele:
Mein stern, erleuchte mich,
DaΩs ich nicht länger fehle:
Gib dem verstande licht;
Vertreib die dunkelheit,
Durch deines Geistes glanz,
Der dich in mir veneut.

5 Ich fühle, Herr, daß ich
In sünden tiefversunken:
Ich sp¨¨re nichts in mir
von deinem lebens funken:
Mein lohn ist nacht und tod;
Doch dein unschuldig blut,
Macht meine böse sach,
Ic weiß es, wieder gut.

6 Um reichthum ist mirs nicht,
Auch nicht um eitle ehre.
Nur weisheit ists, die ich
So sehr von dir begebre.
Du Herr der ehren bist
Allzeit mein ehr und ruhm,
Mein trost, schatz, theil und gut,
Gewinn und eigenthum.

7 Dein sind, du hast, du kanst
Die guten gaben geben,
Laß deinen himmels-strahl
Den finstern sinn beleben,
Erleucht das finstre herz,
Ich rufe dich drum an,
Weil niemand ausser dir
Mir weisheit geben kan.

8 Herr hör, erhöre mich,
So will ich dir lobsingen,
Darzu mein ganzes herz
Zum will'gen opfer bringen,
Nim an, o treuer Gott,
den willen für die that,
Du weist wohl, das dein knecht
Sonst nicht zu geben hat.

Text Information
First Line: Herr Christ, der du allein
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der wahren Weisheit; True Wisdom
Notes: Mel. O Gott du frommer G.
Tune Information
(No tune information)



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