552. Die seele ruht in Jesu armen

1 Die seele ruht in Jesu armen,
Der leib schläft sanft im erde-schooß:
Nun kan sich herz an herz erwarmen,
Die ruh ist unaussprechlich groß,
Die sie nach wenig kampfesstunden,
Bey ihrem holden freund gefunden:
Sie schwimmt im stillen friedens-meer.
Gott hat die thränen abgewischet,
Ihr geist wird durch und durch erfrischet,
Des lammes glanz ist um sie her.

2 Sie ist nun aller noth entnommen,
Ihr schmerz und seufzen ist dahin:
Sie ist zur freuden-krone kommen:
Sie steht, als braut und königin,
Im golde ew'ger herrlichkeiten,
Dem grossen könig an der feiten,
Sie steht sein klares angesicht!
Sein freudenvolles lieblichs wesen
Macht sie nun durch und durch genesen:
Sie ist ein licht im grossen licht.

3 Sie jauchzt den sterblichen entgegen!
Ja, ja, nun ist mir ewig wohl!
Ich bin, durch meines mittlers segen,
Des lebenslichts und freuden voll:
Mein schönes erbtheil ist mir worden,
Viel millionen mit conforten
Bewundern jauchzend meine pracht.
Man kan in allen himmels-chören,
Gleichwie mit donnerstimmen, hören:
Der Herr hat alles wohl gemacht.

4 Ja, wohlgemacht! durchs ganze leben:
Recht wohl in meiner todes-pein!
Sein mütterliches tragen, heben,
Bracht mich heraus, hindurch, hinein:
Heraus aus dieser erden lüsten,
Hindurch, durch die versuchungswüsten,
Hinein ins schöne Canaan,
da ich auf milch, und honig-auen,
den rechten zJosua kan schauen,
Der grosse ding an mir gethan.

5 Das war ein tag der süßsten wonne!
Das war eine langgewünschtes burt!
Da jesus meine lebens-sonne,
Den ersten blick der herrlichkeit,
Zum freudenvollen übergehen,
Ließ meiner seel durchdringend sehen:
Ich eilte meinem freunde zu:
Mein geist schwung sich mit jubelschaaren,
Die um mein sterbebette waren,
Ins Vaters haus, zur stolzen ruh.

6 Nun ist die taube eingenommen,
Die sonsten nirgends ruhe sand:
Sie ist zu ihrem Noah kommen,
Sie ruht in seiner milden hand;
Wie kan sie nun so sicher sitzen
In den verklärten wundenritzen,
Da sie für sturm und wetter frey:
Sie wird gekrönt aus mund und herzen
Des freundes, der mit so viel schmerzen
Bewiesen, das sie seine sey.

7 Das lamm ist nun bey seinem hirten,
Der es mit seinem blut erläßt:
Wie herrlich läßt es sich bewirthen,
Wie süßiglich wird es getröst!
Das schönethun ist unermessen!
Es muß von seinem bissen essen,
Es trinkt von seinem becher mit:
Es liegt in seinem schooß und armen,
Und schmeckt ein ewiges erbarmen,
Des, der den creutzes tode erlitt.

8 Nun kan das Kind den Vater sehen,
Es fühlt den süssen liebes-trieb:
Nun kan es Jesu wort verstehen:
Er selbst der Vater hat dich leib,
Ein unergründlich meer des guten,
Ein abgrund ew'ger segensfluthen
Entdeckt sich dem verklärten geist:
Erschauet Gott von angesichte,
Und weiß was Gottes erb im lichte,
Und ein mit erbe Christi heißt.

9 Die braut ist durch den vorhang gangen
Zu ihrem halden bräutigam:
Nun stillet sich ihheis verlangen
In dem so süssen Gotteslamm:
Sie sitzt bey ihm auf seinem throne,
Sie blitzt in seiner eignen krone,
als eine auserwählte sonn.
Jehova, der sich ihr ergeben,
Ist selbst ihr theil, ihr ewig leben,
Ihr schild, und ihr sehr grosser lohn.

10 Sie hat nun alles zu geniessen,
Worauf ihr glaube sich gefreut:
Der lebensquell läßt in sie fliessen
Die ströme ew'ger süßigkeit.
Ihr freudenmeer ist Gottes fülle;
Bey dem ist ihre seele stille;
Verschlungen ist, was sie geschmerzt:
Der Vater küßt sie mit dem triebe
Der unbegreiflich zarten liebe,

11 Ihr ewig alles ist erschienen:
Kurz, kurz, Jehova ist es gar,
Das grosse wort: ich ich in ihnen,
Ist ihr nun völlig offenbar:
Hier findt sie ewig süsse weide,
Ein ewig himmelbrodt der freude,
Im allerseligsten genuß:
Sie hat im grossen Gott empfangen,
Mit deyen die vorangegangen,
Den allerhöchsten überfluß.

12 Der matte leib ruh in der erden
Er schläft, bis Jesus ihn erweckt,
Da wird der staub zur sonnen werden,
Den jetzt die finstre gruft bedeckt:
Wie fröhlich wird er auferstehen!
Wie wird man ihm vereinigt sehen
Mit dem verklätten seelengeist!
Da wird an den erlößten beyden,
An jenem tag der hochzeit-freuden,
Des Lammes herrlichkeit gepreist.

13 Wir, die wir noch durch Mara reisen,
Wir sehnen uns im glauben nach;
Wir denken unter thränenspeisen,
An jenes schöne braut-gemach,
Allwo wir mit der schaar der frommen,
Wer weiß, wie bald? zusammen kommen,
Und by dem Herrn seyn allezeit;
Da wollen wir ihn ewig sehen,
Wie wohl! wie wohl wird uns geschehen;
Herr Jesu, kom! mach uns bereit.

Damit er seinen liebling herzt.

Text Information
First Line: Die seele ruht in Jesu armen
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom Tode und der Auserstehung; Death and Resurrection
Notes: Mel. Wie wohl ist mir, o fr.
Tune Information
(No tune information)



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