649. Ach, mein Jesu! sieh ich trete

1 Ach, mein Jesu! sieh, ich trete,
Da der tag nunmehr sich neigt,
Und die finsterniß sich zeigt,
Hin zu deinem thron. und bete.
Neige du zu deinem sinn
Auch mein herz und sinnen hin.

2 Meine tage gehn geschwinde,
Wie ein pfeil zur ewigkeit,
Und die allerlängste zeit
Saus't vorbei, als wie die winde:
Fließt dahin, als wie ein fluß,
Mit dem schnellsten wasserguß.

3 Und, mein Jesu! sieh' ich armer
Nehme mich doch nicht in acht,
Daß ich dich bei tag und nacht
Herzlich suchte. Mein Erbarmer!
Mancher tag geht so dahin,
Daß ich nicht recht wacker bin.

4 Ach! ich muß mich herzlich schämen,
Du erhältst, du schützest mich
Tag und nacht so gnädiglich,
Und ich will mich nicht bequemen,
Daß ich ohne heucheley
Dir dafür recht dankbar sey.

5 Nun ich komme mit verlangen,
O mein herzens-freund! zu dir:
Neige du dein licht zu mir,
Da der tag nunmehr vergangen:
Sey du selbst mein sonnen-licht,
Das durch alles finstre bricht.

6 Laß mich meine tage zählen,
Die du mir noch gönnen wilt:
Mein herz sey mit dir erfüllt.
So wird mich nichts können quälen.
Denn wo du bist tag und licht,
Schaden uns die nächte nicht.

7 Nun, mein treuer Heiland! wache,
Wache du in dieser nacht,
Schütze mich mit deiner macht,
Deine liebe mich anlache.
Laß mich selbst auch wachsam seyn,
Ob ich gleich jetzt schlafe ein.

Text Information
First Line: Ach, mein Jesu! sieh ich trete
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Abend-Lieder; Evening Songs
Notes: Mel. Ach! was soll ich sünd.
Tune Information
(No tune information)



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